Schwerpunkt: Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Female Empowerment bleibt so lange Buzzword, bis praxistaugliche Ansätze im Arbeitsalltag der Teams angekommen sind. Im Interview mit herCAREER erklärt Britta Lengers, Abteilungsleiterin Administrationsmanagement bei der Finanz Informatik, wie innovative Ansätze, Teamwork und eine unterstützende Unternehmenskultur eingesetzt werden können, um mehr Frauen eine Karriere in der IT-Branche zu ermöglichen. Dabei spricht sie über wichtige Faktoren für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Ich muss nicht immer alles alleine schaffen“

herCAREER: Welche Erfahrungen hast Du persönlich in der Tech-Branche mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gemacht?

Britta Lengers: Ich kenne sowohl die erfüllenden als auch die herausfordernden Seiten einer solchen Doppelrolle aus der eigenen Erfahrung. Ich finde es großartig, einen spannenden Job in der Tech-Branche zu haben, und parallel zwei kleine Wesen aufwachsen zu sehen.

Das ist mit Sicherheit nicht immer einfach, denn beide Lebensbereiche können – ohne dass man es immer planen kann – plötzlich viel Aufmerksamkeit erfordern. Kinder können krank werden und die Tech-Branche ist dafür bekannt, dass sich Anforderungen kurzfristig ändern und es immer wieder herausfordernde Projektphasen zu bewältigen gilt. Natürlich möchte ich besonders dann gern an beiden Orten gleichzeitig sein.

Nach meiner Erfahrung ist es aber durchaus möglich, Beruf und Familie „unter einen Hut zu bekommen“. Hierfür braucht es neben einer guten Selbstorganisation auch die Unterstützung von Menschen aus beiden Lebensbereichen. Effektives Delegieren ist unbedingt erforderlich. Sowohl bei der Familie als auch in der Firma. In meiner beruflichen Rolle sind hierbei ein verständnisvolles, gut eingespieltes Team und eine erfahrene Führungskraft, die selbst Kinder hat, wesentliche Erfolgsfaktoren, damit es funktioniert.

Daneben sind einige Rahmenbedingungen auf Seiten des Arbeitgebers von Vorteil. Wie eine hohe Flexibilität in Bezug auf den Arbeitsort und die Arbeitszeit. So kann ich meine Arbeitszeit so einteilen, dass ich viel für meine Kinder da sein kann. Gleichzeitig genieße ich die Bürotage abseits des Familientrubels ebenfalls sehr.

Auch die innere Haltung ist wichtig. Ein Schlüsselmoment für mich war die Erkenntnis, dass ich nicht immer alles schaffen kann oder muss. Niemandem ist mit einem gestressten Nervenbündel geholfen – nicht im Unternehmen und zuhause bei der Familie erst recht nicht. Ich habe gelernt, gerade in Phasen, in denen mal wieder mehrere Bälle jongliert werden müssen, etwas mehr Gelassenheit, Optimismus und positive Energie zu bewahren und an die Menschen um mich herum weiterzugeben.

herCAREER: Welche Rolle spielt Deiner Erfahrung nach Führungsverantwortung bei den Schwierigkeiten der Vereinbarkeit? Wie ist es möglich, als Führungskraft die Herausforderungen im Beruf mit familiären Herausforderungen unter einen Hut zu bringen?

Britta Lengers: Der Anspruch hinsichtlich Verlässlichkeit und Verfügbarkeit ist bei einer Führungsrolle – aus meiner Sicht zu Recht – besonders hoch. Denn davon, wie gut eine Führungsrolle ausgefüllt wird, sind viele Menschen und manchmal ganze Teams betroffen. Sowohl, was ihre Arbeitsfähigkeit angeht als auch bei ihrer Wahrnehmung der Führungskraft in ihrer Vorbildfunktion.

Deshalb sind für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei Führungskräften eine besonders vorausschauende Planung und eine sehr transparente Kommunikation in alle Richtungen sehr wichtig.

Bei wichtigen Firmenmeetings plane ich die Kinderbetreuung manchmal Monate im Voraus – insbesondere, wenn auch mein Mann beruflich unterwegs ist.

Falls ein Plan mal nicht aufgeht, und ich krankheitsbedingt ein Kind im Meeting dabeihabe, kann ich zum Glück auf das Verständnis meiner Kolleg:innen zählen. Sie wissen, dass dies Ausnahmen sind und in meinem normalen Arbeitsalltag die Kids nicht im Homeoffice dabei sind – auch hier muss ich klar strukturieren und kommunizieren.

herCAREER: Welche Faktoren hältst Du – insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit – für entscheidend, um mehr Frauen für die Tech-Branche zu gewinnen und zu halten?

Britta Lengers: Wer die Tech-Branche für Frauen attraktiver machen will, der muss auch am positiven Image der Branche hinsichtlich Vereinbarkeit von Beruf und Familie arbeiten. Das geht am besten, wenn mehr erfolgreiche Frauen vorleben und durch geteilte Erfahrungen aufzeigen, dass Tech-Karrieren – vor allem auch Führungskarrieren – in guter Vereinbarkeit mit der Familie möglich sind.

Ich bin davon überzeugt, dass im Erfahrungsaustausch zum Thema Vereinbarkeit ein riesiges Potenzial liegt, mehr Frauen für die Tech-Branche zu gewinnen. Um hier einen Beitrag zu leisten, bringen wir uns bei herCAREER mit konkreten Erfahrungsberichten und der Möglichkeit zum Dialog ein.

herCAREER: Bei herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst Du im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Vereinbarkeit Familie und Beruf
  • Führung

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Du persönlich eine Sparringspartner:in suchst und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchtest? Dann benenne uns Schlagworte für Deine Themen.

  • Vereinbarkeit
  • hybride Führung

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Über die Person

Britta Lengers ist 2017 von der Kreissparkasse Steinfurt zur Finanz Informatik (FI) gegangen. Sie war zunächst als Projektleiterin rund um das Nutzer- und Berechtigungsmodul tätig. Der Mix aus spannenden Themen und der Möglichkeit, Mitarbeitende zu führen, hat sie 2019 die Entscheidung treffen lassen, die Abteilung Administrationsmanagement zu übernehmen. Das Besondere an der Abteilung ist die große Themenvielfalt und die Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen, die enormes Potenzial birgt und den Job unheimlich spannend macht. Britta ist es besonders wichtig, ihre Mitarbeitenden zu fördern, sie zu begleiten und nach ihren individuellen Stärken einzusetzen. Die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben ist ihr eine Herzensangelegenheit. Britta hat selbst zwei kleine Kinder.


Quelle: HerCareer