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Kampf um die Schnittstelle

KI-Browser: Wer kontrolliert den Zugang ins Internet?

Nicht nur das Suchverhalten der Menschen wandelt sich durch ChatGPT & Co. gerade massiv. Es kommt auch zu einem grundlegenden Wandel beim Zugang zum Internet. Neue KI-Browser könnten die digitale Landschaft ebenso tiefgreifend verändern wie einst während des »Browserkriegs« in den 1990er Jahren.

Als das Start-up »Perplexity AI« Mitte August ein unverlangtes Übernahmeangebot von 34,5 Milliarden US-Dollar für Googles Browser Chrome abgab, reagierten viele Marktbeobachter mit Erstaunen. Google hat bisher keinerlei Verkaufsabsichten erkennen lassen und die Offerte übersteigt den geschätzten eigenen Wert von Perplexity deutlich. Viele Beobachter bewerten den Vorstoß des dreijährigen KI-Start-ups daher als strategischen PR-Schachzug, um dem eigenen, vor kurzem gelaunchten Browser Comet mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Coup nach dem Motto »David kauft Goliaths Keule« fällt in eine Phase, in der sich der Zugang zum Internet grundlegend verändert. Über zwei Jahrzehnte bestimmte Google mit seiner Suchmaschine, welche Informationen Nutzerinnen und Nutzer zu sehen bekamen. Suchergebnisse und Einträge, die nicht weit oben in den Linklisten erschienen, waren faktisch unsichtbar. Dieses Prinzip wird derzeit von generativen KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity oder Googles AI Overviews infrage gestellt. Immer mehr Menschen lassen sich Antworten über KI direkt liefern, anstatt eine klassische Internetsuche zu starten.

Kampf um die Schnittstelle hat längst begonnen

Während Studien diesen grundlegenden Wandel noch analysieren, ist der nächste Umbruch bereits im Gange. Diesmal geht es um die Schnittstelle selbst. Eine neue Generation von Browsern integriert KI-Funktionen direkt in die Oberfläche. Namen wie »Arc«, »Opera Aria«, »Microsoft Edge mit Copilot« oder »Perplexity Comet« stehen für Programme, die nicht nur Webseiten anzeigen, sondern Inhalte kuratieren und filtern. Fachleute rechnen damit, dass diese  Entwicklung ähnlich weitreichende Folgen haben könnte wie der sogenannte »Browserkrieg« der 1990er Jahre.

Die Gefahr der Einbahnstraße

Mit der Integration von KI-Antwortsystemen verschiebt sich der Informationskonsum immer stärker in die Oberflächen der Browser. Nutzerinnen und Nutzer erhalten direkt Antworten, ohne die dahinterliegenden Quellen zu besuchen. Für Unternehmen verschärft das die Herausforderung sinkenden Website-Traffics weiter und damit einhergehend generieren sie weniger Werbeeinnahmen, Leads oder Kundenbindung. Wie im FI-Magazin-Artikel »KI ersetzt mehr und mehr die Internetsuche« beschrieben, droht dadurch eine neue Abhängigkeit. Die Macht über Sichtbarkeit und Reichweite konzentriert sich nicht mehr auf Suchmaschinenanbieter, sondern auf eine Handvoll KI-Anbieter. Diese  agieren als Gatekeeper mit eigenen, oft intransparenten Auswahlkriterien.

Transparenz und Vielfalt auf dem Prüfstand

Die Intransparenz der KI-Auswahl birgt allerdings Risiken. Welche Perspektiven, Quellen und Stimmen werden in den Antworten berücksichtigt, und welche bleiben außen vor? Eine Verengung der Meinungsvielfalt droht, wenn Systeme Informationen vorfiltern und ihre Kriterien nicht offenlegen. Entscheidend sind nachvollziehbare Kriterien und prüfbare Belege. Von zentraler Wichtigkeit ist die konsequente Auswahl neutraler und verlässlicher Quellen. Für die digitale Öffentlichkeit steht mehr auf dem Spiel als nur ein Ranking. Es geht um die Offenheit und Vielfalt der Informationslandschaft.

Rechtliche und ethische Herausforderungen

Auch rechtliche und ethische Fragen gewinnen an Bedeutung. Wem gehören die generierten Antworten? Wie werden Urheberrechte und Datenschutz gewahrt, wenn KI-Systeme Inhalte neu kombinieren und zusammenfassen? Und wer übernimmt Verantwortung, wenn fehlerhafte oder verzerrte Informationen verbreitet werden? Die Regulierung der neuen KI-Gatekeeper steht noch am Anfang, die gesellschaftlichen Auswirkungen sind kaum absehbar.

App-Tipps: Einfach & effizient durch den digitalen Alltag

Statt Zeit zu rauben, unterstützen diese drei Apps die Nutzerinnen und Nutzer und helfen ihnen zu einem einfachen und effizienten Alltag: Mit der App Nr. 1 hat man die Antworten auf jede Frage immer dabei, mit App Nr. 2 verwandeln sich Gedanken fast von selbst in Notizen und mit der App Nr. 3 lässt sich das Networking angenehm und schnell gestalten.

Literatur-Tipp: Die kürzeste Geschichte der Wirtschaft

Das Buch »Die kürzeste Geschichte der Wirtschaft: Ein Schnelldurchlauf durch 12.000 Jahre Wirtschaftsgeschichte – vom Beginn der landwirtschaftlichen Revolution bis heute« von Andrew Leigh bietet einen unterhaltsamen und kompakten Überblick über die Jahrtausende alte Geschichte der Weltwirtschaft.