Immer mehr Sparkassen gehen neue Wege bei der Ausbildung

Live-Praktikum per Smartphone

Bei der Suche nach geeignetem Nachwuchs für ihr Ausbildungsprogramm setzt die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg auf neue Wege. Ende Mai dieses Jahres bot sie erstmals ein „Schülerpraktikum“ per WhatsApp an.

ITmagazin 3/2018

Insbesondere zwei Kriterien hatte die ungewöhnliche Marketing-Maßnahme aus Sicht des Instituts zu erfüllen: Sie sollte innovativ und zugleich zielgruppengerecht sein. „Wir haben deshalb bewusst einen Kommunikationskanal ausgesucht, auf dem sich Schüler und Auszubildende der Sparkasse in vertrauter Weise miteinander auf Augenhöhe begegnen“, erläutert Natalie Dagåhs, Personalreferentin im Ausbildungsbereich der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg. „WhatsApp war daher das geeignete Instrument, denn die Altersgruppe, die wir gezielt ansprechen wollten, bewegt sich immer weniger oder gar nicht mehr auf Facebook.“


Diese Art von Praktikum wurde bereits in mehreren Häusern erfolgreich getestet – im Sinne eines Best Practice hatte sich auch die Kreissparkasse dazu entschieden. Die Vorbereitung darauf fand jedoch in Eigenregie statt, denn die Maßnahme sollte zum eigenen Institut gut passen. Das generelle Ziel: Ein idealtypischer Tag eines Auszubildenden mit allen anfallenden Aufgaben sollte anschaulich dargestellt werden. Vom Kundenkontakt in der Filiale, dem Vorbereiten einer Präsentation bis hin zu Tätigkeiten im Immobilien-Center. Vorab hatte sich das Team um Natalie Dagåhs überlegt, in der Zeit von 7:45 Uhr bis 16:00 Uhr jeweils alle halbe Stunde eine Nachricht abzusetzen und hatte dazu rund 20 Posts, d. h. Textnachrichten und kleine Videos, vorbereitet. Darüber hinaus sollte aber auch spontan auf Fragen oder Anmerkungen reagiert werden können.


Viele, auch überraschende Fragen

13 Interessenten nutzten nach vorheriger Anmeldung die Gelegenheit und verfolgten am 22. Mai die Aktivitäten der beiden Azubis live per WhatsApp. Die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen, wurden von den „Zuschauern“ reichlich genutzt, zum Beispiel „Wie funktioniert eine Schließfachanlage?“, „Wie viele Pausen habt ihr?“ oder aber „Welche iPhones nutzt ihr?“ bis hin zu allgemeinen Fragen wie „Darf man auch Tiere mit in die Filiale bringen?“. „Wir haben keine dieser Fragen gewichtet oder bewertet, sondern haben Wert darauf gelegt, alles zur Zufriedenheit in der WhatsApp-Gruppe zu beantworten“, betont Natalie Dagåhs. Die beiden Auszubildenden haben passende Antworten erstellt und kurz mit ihr abgestimmt, aber ansonsten eigenständig gearbeitet.

Während der technische Aufwand gering war – im Grunde wird ein Smartphone benötigt, auf dem die passende App installiert und die Gruppe eingerichtet wird – fiel der inhaltliche Aufwand höher aus. Datenschutz-Vereinbarungen mussten eingehalten und die ersten Posts vorbereitet werden. Auf mehreren Plattformen wurde die Aktion beworben, z. B. auf SB-Geräten, an Schulen, in lokalen Unternehmen und auf Social-Media-Kanälen wie Facebook. „Man muss erklären, was man vorhat und was dort passiert“, berichtet Natalie Dagåhs.


Was hat es gebracht?

Das Team des Live-Praktikums der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg (v. l. n. r.): Azubi Michael Schneider, Ausbilderin Natalie Dagåhs, Azubi Lothar Reiter.

Die Kreissparkasse hat die Aktion bewertet und die Chancen stehen gut, dass sie diese Aktion  wiederholt. „Erstens ist der Zeitaufwand nun deutlich geringer, weil wir schon über Erfahrungswerte verfügen. Zweitens lässt sich daraus ein eigenes Projekt für unsere Auszubildenden entwickeln“, sagt Natalie Dagåhs. „Wir hatten sogar schon einen Teilnehmer, der so begeistert war, dass er anschließend eine Woche lang ein 'richtiges' Praktikum bei uns gemacht hat.“