Für mich stand schon recht früh fest, dass ich mein Auslandssemester in Korea machen möchte. Ich war noch nie auf dem asiatischen Kontinent und neugierig, eine neue Kultur kennenzulernen. Die koreanische Sprache ist im Vergleich zu anderen asiatischen Sprachen relativ leicht zu erlernen. Außerdem sind in Korea interessante internationale Unternehmen vertreten.
Unigelände
Der Uni-Campus ist beeindruckend. Die Fakultäten sind – anders als hier in Deutschland – alle auf einem einzigen riesigen, wunderschönen und gepflegten Campus. Die Studentenwohnheime befinden sich ebenfalls direkt auf dem Gelände. Es wirkt optisch eher wie eine amerikanische oder englische Universität und erinnert durch den roten Klinkerbaustil stark an die Harvard Universität in den USA.
Keimyung University (KMU)
Mein persönliches Highlight auf dem Campus ist der Fischteich mit den dahintergelegenen historischen koreanischen Gebäuden den „Hanhagchong“.
Fischteich Keimyung Gelände
Auch sonst hat das Gelände einiges Sehenswertes zu bieten, wie das Haupttor der Universität, das zur Adventszeit auch noch weihnachtlich geschmückt wird oder die große Bibliothek mit dem Springbrunnen vor dem Gebäude.
Studentenwohnheime
Die Studentenwohnheime befinden sich etwas höher gelegen auf einem Hügel hinter dem Universitätskrankenhaus. Hier gibt es für Männer und Frauen jeweils zwei Arten von Zimmern: 4er Zimmer mit einem Gemeinschaftsbad und 2er Zimmer mit einem Einzelbad. Ich hatte mich für das 2er Zimmer entschieden. Das Gebäude, in dem sich die 2er Zimmer befinden, verfügt zur Allgemeinnutzung über ein kleines Fitnessstudio im Keller, jeweils einer Waschküche pro Stockwerk und einem Aufenthaltsraum in der Mitte des Flurs, in dem Mikrowellen zu Verfügung stehen. Ein weiteres größeres Fitnessstudio gibt es im Zentrum aller Studentenwohnheime. Es gibt allerdings einige Regeln, an die sich alle halten müssen. Eine davon besagt, dass man abends um 23:40 Uhr auf dem Zimmer sein muss oder erst am nächsten Morgen um 5:00 Uhr wiederkommen darf. Zudem dürfen nur die Personen das Gebäude betreten, die auch in dem Wohnheim wohnen.
Aus Erfahrung kann ich sagen: Den angebotenen Speiseplan sollte man nur dazu buchen, wenn man koreanisches Essen mag. Es gibt viele Arten von Gemüse oder Suppen, die wir im europäischen Raum so nicht kennen. Das Essen in der Kantine ist sehr günstig, aber die Qualität und Auswahl ist dementsprechend auch eingeschränkt.
Studentenwohnheim KMU
Ansonsten empfiehlt es sich in der Küche des Studentenwohnheims selbst zu kochen, in einer der Uni-Kantinen oder der Stadt essen zu gehen. Die Preise in den Restaurants sind deutlich günstiger als in Deutschland. Man gibt für ein Essen etwa 7.000 bis 8.000 Won (KRW) aus, das sind umgerechnet 5 bis 6 Euro.
Korean Barbecue
Buddyprogramm
Die KMU hat ein Buddyprogramm, bei dem jede/r Austauschstudierende/r einen koreanischen Buddy, also eine Ansprechperson, zugewiesen bekommt. Das hat mir sehr geholfen, vor allem bei den organisatorischen Dingen, wie dem Anlegen des Bankkontos oder dem Abschluss eines Handyvertrags. Was mich zudem sehr beeindruckt hat, war die Arbeit des International Office. Es war ganztägig für die Beantwortung von Fragen verfügbar und hat immer offen und hilfsbereit reagiert. Außerdem wurden wir Austauschstudierenden zu vielen Aktivitäten und Ausflügen eingeladen. Nahezu wöchentlich bekam ich eine E-Mail mit einem Angebot. So gab es Ausflüge in andere Städte, Konzerte, eine Lichtershow, Kinoabende und vieles mehr. Das Ganze war meist kostenlos inklusive Transferbus, Eintritt, Mahlzeiten in Restaurants usw.
International Lounge
In meinem Semester waren wir etwa 160 Austauschstudierende. Dazu kamen noch viele weitere internationale Studierende, die ihr gesamtes Studium dort absolvieren oder ein Stipendium von der koreanischen Botschaft für ihren PhD (Philosophiae Doctor – Engl. Doktor) bekommen haben. Eine geniale Sache an der KMU ist die International Lounge. Das ist ein großer Aufenthaltsraum, der als Anlaufstelle für internationale und auch koreanische Studierende gedacht ist. Hier habe ich gerne die Gelegenheit genutzt, Leute aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen kennenzulernen. Die Lounge ist ein guter Ort, um in Freiblöcken Zeit zu vertreiben, seine Sprachfähigkeiten zu verbessern oder aber einfach Leute zu treffen, mit denen man gemeinsam zum Mittagessen geht.
International Lounge
Vorlesungen
Ich studiere Wirtschaftsinformatik und habe in Korea mein 5. Semester absolviert. Dazu habe ich an der KMU vier Kurse und zusätzlich den Koreanisch Kurs Level 1 belegt. In Koreanisch kann man je nach Sprachkenntnissen Kurse von Level 1 bis Level 5 auswählen. Die KMU hat aber auch eine große Auswahl an englischsprachigen Kursen, sodass ausreichend Möglichkeiten geboten sind, passende Kurse zu dem eigenen Studiengang an der Heimuniversität zu finden. Die englischsprachigen Vorlesungen werden fast ausschließlich von internationalen Professoren gehalten und die Kommunikation verläuft problemlos. Das Verhältnis zu den Professoren ist anders als Zuhause. Die Professoren sind auch immer mal für einen lockeren Austausch offen.
In Korea ist es üblich, den Inhalt der Klausuren auf zwei Klausuren zu verteilen, von der die eine im Mid Term und die andere im Final Term geschrieben wird. Dazu werden in einigen Kursen auch regelmäßig Kurztests geschrieben. Mir persönlich sagt diese Art sehr zu, da man dadurch zum kontinuierlichen Lernen angeregt wird und nie größerem Stress ausgesetzt ist.
Ausflüge mit der Uni
Das International Office bietet während des Semesters kostenlose Tagesausflüge an. So erkundeten wir Gjeongju und Andong. Zudem veranstalten die Germanistikstudierenden an der Keimyung Universität zusammen mit ihren Professoren regelmäßig kleine Events, zu denen wir, die deutschen Austauschstudierenden, immer eingeladen wurden. Das Highlight dieser Treffen war eine gemeinsame Fahrt in eine Jugendherberge in Korea. Wir haben uns auf koreanisch, englisch und deutsch ausgetauscht und Gruppenspiele gemacht. Ein deutscher Stammtisch mit typisch deutschen Snacks vertrieb jedes Heimweh - und natürlich haben wir unseren Studierendenkollegen auch versucht, das Leben in Deutschland näher zu bringen. Dazu gehörte auch eine Weihnachtsfeier mit Glühwein.
Freizeit in Daegu
Auf dem Campus selbst finden oft kostenfreie Veranstaltungen wie Konzerte statt. Es gibt außerdem zwei frei nutzbare Fitnessstudios, Fußball- und Basketballfelder und viele verschiedene Sport- und Freizeitvereine, die zu Beginn des Semesters um Mitglieder werben.
Rings um den Campus gibt es viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Einkaufsmöglichkeiten jeglicher Art, Cafés und Bars. Die U-Bahn erreicht man vom Wohnheim aus in 10 Minuten. Eines der Kinos ist zwei Stationen entfernt. Praktischerweise werden in Korea Filme in der Original- Sprache gezeigt mit koreanischen Untertiteln. Die Innenstadt hat weitere Freizeitangebote für junge Leute. Es gibt neben Karaoke Bars, die in Korea allgemein sehr beliebt sind, viele Restaurants, Cafés und Bekleidungsläden. Mein Highlight ist das Sparkland, bei dem ich auf einem 40 Meter hohen Dach bis 23 Uhr abends verschiedene Fahrgeräte ausprobiert habe. Außerdem kann man in einem Stockwerk Klettern, Inline-Skaten oder Bowlen. Daegu hat aber auch zwischen Banwoldang und der Uni einen tollen Freizeitpark, die E-World. Ein Online-Ticket kostet umgerechnet gerade mal 20 Euro.
Daegu Innenstadt
Reisen in Korea
Korea eignet sich hervorragend zum Reisen. Das Fernbus- und Zugnetz ist gut ausgebaut und sehr günstig. Wir sind spontan am Wochenende mit dem Fernbus verreist und ein anderes Mal mit dem Inlandsflieger auf die Insel nach Jeju gejettet. Schnell haben wir gemerkt, dass die meisten Koreaner außerhalb des Unigeländes kein Englisch sprechen. Aber durch meine erlernten Basis-Kenntnisse in der koreanischen Sprache konnte ich auch diese Hürde überwinden und mich gut verständigen. In Cafes und Restaurants laufen die Bestellungen oftmals über Tablets, was die Sprachbarriere verringert. Trotzdem: Wer so wie ich nach Korea reisen möchte, der sollte vorher die 36 koreanischen Schriftzeichen lernen.
Hwanho Park Space Walk
Jeju Island
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Seoul, Busan, Ulsan, Pohang und Jinju sehenswerte Städte sind. Aber auch die Natur Koreas hat einiges zu bieten, hervorheben möchte ich die Insel Jeju. Bis Mitte Oktober ist die Temperatur dort auch noch hoch genug, um am Strand zu baden. Hierzu ist vor allem die Südseite der Insel zu empfehlen.
Aber auch Daegu bietet gute Möglichkeiten für Ausflüge in die Natur. Die beiden Berge „Apsan“ und „Pangolgsan“ kann man wunderbar erwandern. Zudem fährt auf beide Gipfel auch eine Gondel. Ansonsten ist der Suseong Lake ein weiterer wirklich schöner Ort in der Stadt, der die tolle Natur von Korea widerspiegelt.
Fazit zu meinem Auslandssemester
Das Auslandssemester hat mich mit vielen schönen Erinnerungen und Erfahrungen geprägt. Die kulturellen Unterschiede zu Deutschland waren faszinierend. An der Uni habe ich viele aufgeschlossene Austauschstudierende kennengelernt. Ich habe meine Englischkenntnisse nochmal verbessert und zusätzlich noch eine neue Sprache erlernen können, worauf ich sehr stolz bin. Die Unterstützung der KMU vermittelt Sicherheit und bietet ein tolles Freizeitangebot für Austauschstudierende. Die vielen sehenswerten Orte und Aktivitäten machen das Auslandssemester für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ich würde jederzeit wieder nach Korea und an die KMU gehen und kann nur jedem empfehlen, eine solche Chance zu nutzen.
Autor: Benedikt Dreismann
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