FI-Connect: Plenum & Podium

Wir sichern den digitalen Vorsprung!

Auch in diesem Jahr sind wieder mehr als 1.000 Teilnehmer der Einladung der Finanz Informatik zur FI-Connect nach Frankfurt am Main gefolgt. Vorstände, Geschäftsführer und Führungskräfte aus nahezu allen Bereichen der Sparkassen-Finanzgruppe kamen am 13. und 14. November in das Congress Center der Messe Frankfurt, um das umfangreiche Vortrags- und Workshop-Programm zu hören und zahlreiche Anregungen für ihre Institute und Unternehmen zu sammeln.

ITmagazin 4/2019

Wichtige Impulse für das Geschäft rund um Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Daten/Datensicherheit gab es in diesem Jahr gleich in mehrfacher Hinsicht. Dafür sorgte zum einen das Format, das 2019 unter dem Motto »Wir sichern den digitalen Vorsprung«, mit seiner Mischung aus fachlich aktuellen Themen und dem Ausblick in die Zukunft eine ideale Plattform für den Dialog der Entscheider in der Gruppe bot. Zum anderen enthielt die Liste der namhaften wie hochrangigen Redner und Referenten eine Inhaltsfülle, die ihresgleichen sucht. Die Rolle der FI als Vermittler und Treiber der Digitalisierung wird hier besonders deutlich: IT-Branchengrößen wie IBM, Microsoft und Apple, aber auch Experten aus FinTechs, Beratungsunternehmen, der Aufsicht sowie aus der Sparkassen-Finanzgruppe folgten zahlreich der Einladung nach Frankfurt.

 

START IM »DIALOG ZU DRITT«

Franz-Theo Brockhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der Finanz Informatik (FI), begrüßte die aus ganz Deutschland angereisten Gäste. Es gelte, noch stärker auf die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden einzugehen und Digitalisierung dabei als Hilfsmittel des Beraters zu sehen – und nicht als dessen Ersatz. Dennoch: »Wir werden massiv IT einsetzen müssen, um Kosten zu sparen«, betonte er. Anschließend bat die Moderatorin der Veranstaltung Franz-Theo Brockhoff und Thomas Mang zum »Dialog zu dritt« auf die Bühne und stellte die Frage: »Was hat sich eigentlich in der Ausbildung der Sparkassen im Vergleich zu früher verändert?«
Der Aufsichtsratsvorsitzende der FI und Präsident des Sparkassenverbands Niedersachsen, Thomas Mang, gab freimütig zu, dass im Vergleich zu seiner Ausbildung heute vieles anders sei. Das wäre aber nicht verwunderlich, denn »alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden«. Umso mehr komme es ihm darauf an, »vor allem diejenigen Kollegen in der Hierarchie mitzunehmen, die sich damit schwertun«. Die Rolle der FI sei für ihn dabei eindeutig. »Es geht gar nicht mehr ohne IT. Die FI wird von der gesamten Organisation getragen,« betonte Thomas Mang.

 

KEYNOTE VON FELIX HUFELD

»Aufsicht und Regulierung – Chancen und Herausforderungen « lautete der Titel der Keynote von Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin. Er hatte bereits vor zwei Jahren auf der FI-Connect gesprochen und bemerkte dazu: »Vorträge, die vor zwei Jahren für manchen noch nach ›Captain Future‹ geklungen haben mögen, sind zum Teil von der Realität überholt worden.« Aufgrund der fortschreitenden technologischen Transformation müsse die aufsichtsrechtliche Toolbox beständig angepasst werden. Genauso das eine oder andere Geschäftsmodell der Finanzakteure, inklusive der Sparkassen. »Auf der anderen Seite bin ich davon überzeugt, dass Kundennähe nicht nur elektronisch, sondern auch körperlich vor Ort wichtig bleiben wird«, betonte Felix Hufeld. Und vor allem den anwesenden Sparkassen- Vorständen gab er mit auf den Weg: »Inwieweit das Sparkassen- Girokonto zu einer digitalen Finanzplattform weiterentwickelt werden kann, (…), bleibt abzuwarten. Eine lohnende Aufgabe ist es aber schon. Immerhin müssen Wettbewerber – auch aus dem Technologiebereich – erst einmal die Marktdurchdringung erreichen, die der öffentliche Bankensektor seit 200 Jahren aufgebaut hat.« 

 

AUF DEM PRÜFSTAND – DIE PODIUMSDISKUSSION

In der anschließenden Diskussionsrunde mit Franz-Theo Brockhoff, Felix Hufeld und Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), ging es dann auch folgerichtig um die Frage, welche Perspektiven Geschäftsmodelle in einer regulierten Kreditwirtschaft noch haben. Erst recht, wenn die Digitalisierung weiter voranschreite und die Zinsen auf niedrigem Niveau verharrten. Helmut Schleweis warb dabei gewohnt engagiert für die Vorteile des Sparkassensystems und zeigte sich überzeugt, dass »regionale Nähe das neue ›Bio‹« sei. »Wir können auf fast alles verzichten, aber nicht auf die Nähe zu unseren Kunden.« Es liege an den Instituten und ihren Verbänden, bei allen Herausforderungen auch die Chancen zu nutzen. »Gestalten ist schöner, als getrieben zu werden«, mahnte Helmut Schleweis dazu an.
Einen kurzen Ausflug in aktuelle Diskussionen der Politik unternahm im Anschluss Dr. Levin Holle, Abteilungsleiter für Finanzmarktpolitik beim Bundesministerium der Finanzen. Er freute sich, aus zwei Gründen in Frankfurt sprechen zu können. Erstens, weil es gut sei, dass es die Finanz Informatik gebe. »Die Sparkassen haben es als erste und einzige Säule des Kreditwesens geschafft, ihre gesamte IT in einer Gesellschaft zu bündeln und diese dort leistungsfähig zu entwickeln«. Darüber hinaus betonte er: »Die Digitalisierung ist nach meiner festen Überzeugung die größte Herausforderung für die Finanzindustrie.« Entscheidend für deren langfristige Zukunft sei aus seiner Sicht aber der technologische Wandel durch die Digitalisierung. Noch könne Europa die Veränderung mitgestalten, indem zum Beispiel die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen würden – und das bedeute vor allem Rechtssicherheit, Klarheit und Transparenz. »Gelingen kann der Wandel nur mit Ihnen. Sie wissen, was Ihre Kunden im digitalen Wandel brauchen. Setzen Sie diesen Weg entschlossen und fokussiert fort und bleiben Sie dabei offen für neue Kooperationen«, appellierte Dr. Levin Holle an seine Zuhörer. 

 

PAYMENT, TECHNOLOGIE & DATEN

Noch einmal richtig spannend wurde es bei den Auftritten der nächsten drei Gäste. Den Anfang machte Jennifer Bailey, Vice President of Internet Services von Apple, die eigens aus den USA angereist war. Sie gab ein Update zu Apple Pay und dem Wallet-Ökosystem. Dabei ging sie sowohl auf die technischen Rahmenbedingungen ein, als auch auf die weitere Entwicklung von Apple Pay in Deutschland. Dabei standen – Apple-typisch – vor allem Komfort, Datenschutzaspekte und das generelle Nutzererlebnis im Mittelpunkt.
Ebenfalls häufig in den USA, jedoch mit Dienstsitz in München, ist Sabine Bendiek, die Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Sie sprach ausführlich darüber, wie man es mit Hilfe von Technologie schafft, Veränderungen in Unternehmen herbeizuführen. Es gebe jedoch vieles zu beachten, sonst führe am Ende die Technologie nur aufs Rollfeld, während die Unternehmenskultur nach wie vor im Cockpit sitze. Für viele Zuhörer war es sicher besonders spannend zu hören, wie sie selbst mit dem Wandel umgeht, den Satya Nadella, seit 2014 CEO von Microsoft, dem Technologie-Giganten verordnet hat.
Die Reihe der internationalen Gäste beschloss dann Andreas Weigend, Physiker, Buchautor und ehemaliger Chef-Technologe von Amazon, der aus San Francisco kommend, in Frankfurt für die FI-Connect auf dem Weg nach Bangkok einen Zwischenstopp einlegte. In seinem leidenschaftlich gehaltenen und zum Teil sehr persönlichen Vortrag mahnte er die Zuhörer, die Herausgabe privater Daten stets kritisch und als denkender Mensch à la Kant zu betrachten. »Glaubt nicht das, was Leute wie Mark Zuckerberg euch erzählen wollen, sondern verwendet eure eigene geistige Urteilskraft.«

Skeptisch zu bleiben, erst recht was Prognosen über die Zukunft betrifft, empfahl dann auch in seinem Abschlussvortrag Dr. Ulrich Walter, ebenfalls Physiker, ehemaliger Astronaut und heute Professor für Raumfahrttechnik an der TU München. Stilecht in einen originalen Raumfahrtanzug gekleidet, räumte er unterhaltsam mit allen möglichen visionären Prognosen aus der Vergangenheit auf, um dann seine Vorstellung einer realistischeren Zukunftsbetrachtung anzubieten. Alles in allem mehr als genug Impulse, Anregungen und Informationen für alle Gäste, die den Abend dann in lockerer Form am Sitz der Finanz Informatik ausklingen ließen.