Serie "Digitaler Wandel"

Das Zukunfts.Lab der Sparkasse Münsterland Ost

Zurück in die Zukunft

Das Zukunfts.Lab-Team der Sparkasse Münsterland Ost hat in nur einem Jahr viel bewegt und tolle Ideen entwickelt, um Mitarbeiter und Kunden fitzumachen für die Zukunft – das reicht von Start-up-Betreuern, die mit einem S-Bulli im Münsterland unterwegs sind, bis hin zu neuen Methoden für die Zusammenarbeit über Abteilungen hinaus.

ITmagazin 1/2020

Der Fortschritt kam 1898 nach Westfalen: In Münster ging der stadteigene Hafen in Betrieb. Angeschlossen an den Dortmund-Ems-Kanal konnten hier auf 740 Meter Länge und 58 Meter mittlere Breite 19 große Kanalschiffe gleichzeitig ihre Waren anliefern. Der Hafenmeister war von früh bis spät unterwegs, um Hafengebühren einzutreiben oder Ankünfte und Löschzeiten zu überwachen – und wie soll es in Münster anders sein: Das tat er natürlich mit seinem Dienstfahrrad. Noch heute ist die Fahrradstadt stolz auf ihren Hafen: Zwar legte 2012 das letzte Frachtschiff an, dafür siedelten sich im Laufe der Jahre jede Menge kreativer Unternehmen an. So findet man unter anderem am »Kreativkai«, wie das Hafengebiet heute heißt, den Co-Working-Space »Digital Hub münsterLAND« – eine Ideenschmiede und -Plattform auf drei Etagen (siehe Infokasten unten). Hier mieten zum Beispiel Unternehmen, Verbände oder Start-ups auf Zeit ein Büro und nutzen die vorhandene Infrastruktur, um sich auf einfache Art und Weise zu vernetzen und gemeinsam Projekte umzusetzen.

Kreativ und erfolgreich: das Team des Zukunfts.Labs der Sparkasse Münsterland Ost (v.l.n.r.:) Inga Hasken, Vanessa Zellien, Alina Matz und Sebastian Pähler

Anfang 2019 zog auch die Sparkasse Münsterland Ost mit ihrem »Zukunfts.Lab-Team« hier ein. Dies besteht aus drei Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter, die sich vorab in einem Assessment-Center in der Zusammenarbeit beweisen mussten. Kein Zufall also, dass auch die Chemie untereinander stimmt. Die vier bringen Wissen und damit unterschiedliche Perspektiven aus dem Vertrieb sowie aus den Bereichen Kommunikation und Geschäftsstrategie mit. »Losgelöst von operativen Aufgaben haben wir den Auftrag bekommen, agile Arbeitsmethoden in die Sparkasse zu implementieren sowie zukunftsrelevante Entwicklungen für unser Unternehmen aufzunehmen und als Impulse von außen in unser Institut zu tragen. Dabei sind wir die Dinge vom ersten Tag an anders angegangen als bisher üblich, haben in unserer Arbeit viel Neues ausprobiert«, erläutert Sebastian Pähler. »Den Geldautomaten 3.0 sollten wir allerdings nicht erfinden«, so der Kommunikationsprofi augenzwinkernd.

Arbeiten im Digital Hub: Den Blick aufs Wasser gibt´s inklusive

»Unser Arbeitsplatz liegt auch außerhalb der Sparkassenräumlichkeiten, um etwas Abstand zum Regelbetrieb zu bekommen. Unsere Kollegen haben wir aber von Anfang an mit in unsere Arbeit hier im Hub einbezogen, um losgelöst von den alltäglichen Aufgaben, gemeinsam mit unterschiedlichen Blickwinkeln, Ideen und Lösungen zu entwickeln«, erklärt Alina Matz. »Uns ist wichtig, unser Tun transparent zu machen und unsere Kollegen einzubeziehen. Denn nur, wenn wir die Menschen erreichen und mitnehmen, können wir einen echten Wandel anstoßen«, ist die ehemalige Kundenberaterin überzeugt. So ging denn auch das Zukunfts.-Lab-Team nach einer kurzen Phase der Einarbeitung mit einer Roadshow auf Reise, um sich in den großen Filialstandorten des Geschäftsgebietes der Sparkasse Münsterland Ost, das von Ahlen und Oelde über Warendorf bis nach Münster reicht, vorzustellen. Hierbei entstand u. a. die Idee, neue Themen partizipativ und interdisziplinär anzugehen und diese im Rahmen sogenannter »Solution.Teams« zu bearbeiten. Interessierte Kollegen aus allen Bereichen des Hauses können sich für die Mitarbeit in diesen Entwicklungssprints bewerben, vom Azubi bis zu Führungskräften. Jedes Solution.Team, bestehend aus fünf bis sechs Köpfen, wird von zwei Themenpaten aus der Managementebene unterstützt. Es stehen jeweils acht Sprint-Tage zur Verfügung, an denen die Teammitglieder ihre eigentlichen Aufgaben ruhen lassen.
Lösungen werden aber nicht hinter verschlossenen Türen ausgetüftelt, sondern unter direkter Einbeziehung des Nutzers, etwa durch Interviews mit – je nach Thema – Kunden oder Mitarbeitern. »Wir stellen unsere Kunden in den Fokus, aber auch unsere Mitarbeiter«, hebt Vanessa Zellien hervor. »Für sie entwickeln wir Lösungen, deshalb legen wir viel Wert auf ihre Meinung und führen die Interviews mit beiden Gruppen durch.« So entstehen wirklich nutzerzentrierte Lösungen – ein Prinzip des »Design Thinkings«, ein innovativer Ansatz, der Bedürfnisse und Motivationen von Menschen berücksichtigt und die dann entwickelten Konzepte mehrfach prüft.

Die vier Mitarbeiter des Zukunfts.Labs begleiten die Solution.Teams als Moderatoren und bringen als Methodenexperten die Arbeitsmethoden, wie das Design Thinking, mit. Höhepunkt ist die Präsentation der Arbeitsergebnisse: Statt Powerpoint-Folien durchzublättern und zu kommentieren, gibt es einen Pitch mit der Managementebene und dem Gesamtvorstand. Live wird die neue Lösung gezeigt, etwa mit Videosequenzen, Metaplanwänden oder Rollenspielen.

GREIFBARE ERGEBNISSE

Erstes, bereits erfolgreich umgesetztes Projekt des Zukunfts.-Lab-Teams war, die digitale Kompetenz im Haus auszubauen. Dazu entwickelte das Solution.Team den »Digitalen Führerschein«, der Mitarbeiter darin unterstützt und anleitet, ihr digitales Wissen weiterzuentwickeln. Ein weiteres Highlight für die Mitarbeiter der Sparkasse dürfte der »Escape-Room« sein: Dieser kann für Team-Events gebucht werden, um das erlernte digitale Wissen spielerisch zu testen. Beim Sparkassen-Escape-Room geht es darum, zusammen unter Zeitdruck knifflige Aufgaben zu digitalen Themen zu lösen und so den Raum schnellstmöglich wieder verlassen zu können.

Und nicht nur das: Weitere Solution.Teams haben sich um Personalthemen gekümmert und u. a. eine Lösung entwickelt, die Mitarbeiter in ihrer persönlichen Weiterentwicklung und individuellen Karriereplanung unterstützt.
Auch für Gründer gibt es was Neues: Zwei mobile Betreuer flitzen mit ihrem Sparkassen-Bulli durchs Münsterland und beraten ausschließlich Existenzgründer und Startups in allen Finanzangelegenheiten. Und zwar konsequent dort, wo der Kunde ist. Durch die im Digital Hub tätigen Startups erkannte das Team diesen Bedarf für diese interessante Kundengruppe.

Bei der Workshop-Arbeit unverzichtbar: Post-its! »Die bunten Klebezettel mögen zwar ein Klischee bedienen, sind aber super, um die Kommunikation im Team zu erleichtern«, erläutert Alina Matz (re.). »Sie helfen außerdem, zu fokussieren und Komplexität handhabbar zu machen.«

Der kreative Geist des Zukunfts.Labs hat auch andere in der Sparkasse angesteckt: So wurde ein »Digi-Board« gegründet und es gibt »gemeinsame Initiativen und ein Miteinander der verschiedenen Bereiche«, so Sebastian Pähler. Das Zukunfts.Lab-Team selbst tauscht sich auch extern regelmäßig mit anderen Innovations-Einheiten aus – in der Region zum Beispiel quartalsweise mit der LBS und der Provinzial. Austauschtermine wie Anfang des Jahres bei der Finanz Informatik oder über Kontakte aus dem Digital Hub mit regional ansässigen Großkonzernen aus anderen Branchen gehören zum Tagesgeschäft. »Denn um neue Wege für die Zukunft entdecken zu können, muss man zuallererst den Blickwinkel weiten. Neue und bessere Wege für bestehende Probleme entstehen dabei vor allem durch Rekombination von Lösungen aus anderen Anwendungsbereichen«, erklärt Inga Hasken. »Man muss das Rad nicht immer gleich neu erfinden.« Deshalb ist die Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen der Sparkassen-Finanzgruppe, wie beispielsweise dem Innovation Day des S-Hubs in Hamburg für das Team selbstverständlich.

DIE REISE GEHT WEITER

»Zurzeit beschäftigen wir uns mit der zukünftigen Ausrichtung des Zukunfts.Labs. Unser aktueller Fokus liegt dabei auf der Weiterentwicklung der Führung und Organisation im agilen Kontext«, erklärt Vanessa Zellien. »Konsequent ist daher auch der Umzug zurück in die Zentrale. Die Nähe zur Sparkasse ist jetzt notwendig. Die Arbeitsmethoden, Impulse und Erfahrungen aus unserer Hub-Zeit nehmen wir natürlich mit!«, versichert Alina Matz. In dem eigens gestalteten »Ideenreich« in der Zentrale geht die Arbeit weiter: interdisziplinär und agil sind die Stichworte dafür. »Das bedeutet, wir wollen weiter bereichsübergreifend die Mitarbeiter zusammenbringen, denn daraus entsteht Neues«, weiß Sebastian Pähler. »Denn Veränderung gemeinsam aktiv zu gestalten, das bringt unsere Sparkasse voran«, ist Alina Matz überzeugt.