FI-Forum 2018 - So vielfältig wie nie

Fachforen mit interessanten Referenten gehören seit jeher zum festen Bestandteil eines jeden FI-Forums. 2018 erreichte die Zahl der Zuhörer wie auch der Gastredner eine neue Bestmarke: Fast 100 Referenten-Vorträge in vier inhaltlich unterschiedlich ausgerichteten Foren – der Arena, dem Innovations- und dem Sprint-Forum sowie im Forum des Inspirationsbereichs – boten viel Raum für Denkanstöße und Diskussionen.

Das ITmagazin stellt ausgewählte Beiträge vor. Weitere Vorträge und Präsentationen gibt es unter www.fi-forum.de und im FI-Kundenportal.

ITmagazin 4/2018

LBS-Bausparen Digital: Chancen im Markt gemeinsam nutzen!

Jörg Münning, Vorstandsvorsitzender der LBS Westdeutsche Landesbausparkasse, rief Sparkassen dazu auf, die Chancen im Markt gemeinsam mit den Landesbausparkassen zu nutzen. Deutschlandweit gebe es 22 Millionen Bausparer mit rund 28 Millionen Verträgen und einer Bausparsumme von rund 880 Milliarden Euro. Dennoch sei die Marktdurchdringung des Bausparens bei Sparkassenkunden noch ausbaufähig. Jörg Münning stellte heraus, dass der Kernnutzen des Bausparens noch nie so hoch war wie jetzt – mit Vorsparen und Zinssicherung. Außerdem stärke es die Kundenbindung zu den Sparkassen. Und trotz der Herausforderungen bestehend aus Zins und Regulatorik bleibe das LBS-Bausparen ein tragfähiges Geschäftsmodell, da ist sich der Vorstandsvorsitzende sicher. Er schloss seinen Vortrag mit der Forderung, dass das Bauspargeschäft ein integraler Bestandteil der IT in der Sparkassen-Finanzgruppe sein müsse.


Casual Banking – Vom Kunden aus denken: Vernetzt, bequem und preiswert

Peter Wippermann, Gründer der Trendforschungsagentur Trendbüro, einem Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel, sieht einige entscheidende Entwicklungen auf die Finanzbranche zukommen. »Zum einen werden Banken immer mehr zu Life-Style-Marken. Die Grenzen zwischen Banken, Handel und Social Media werden zukünftig verschwinden«, so die These des Trendforschers. Dabei werde die Jugend immer mehr zum Impulsgeber der Wirtschaft. An die Adresse der Banken und Sparkassen appellierte er, »dass Produkte und Services für Kunden in erster Linie persönlich zugeschnitten und vor allem bequem sein sollten. Denn Menschen machen ihre Entscheidungen vom persönlichen Zeitgewinn abhängig.« So seien in Echtzeit angebotene Inhalte mittlerweile »State of the Art«. Außerdem, so die Annahme des renommierten Buch-Autors, werden sich Menschen immer stärken vernetzen. Daher ist es für ihn auch keine Frage, dass Sprache das Interface der Zukunft sein wird, wie die Beispiele Alexa oder Voice-Banking zeigen. Hinzu komme, dass die Bewertungen der Kunden bereits heute schon die neue Beratungsleistung für Produkte und Dienstleistungen sind. Der Produkterfolg werde damit noch stärker von der Zufriedenheit des Kunden bestimmt und zugleich immer transparenter.


Nächste Ausfahrt Zukunft: wie Innovationen unsere Welt verändern

Der bekannte TV-Moderator und Naturwissenschaftler Ranga Yogeshwar ging in seinem Vortrag ziemlich weit zurück: Er erinnerte daran, dass die Evolution 4,5 Mrd. Jahre gebraucht habe, um nach vielen Veränderungsprozessen den Menschen hervorzubringen. Wir alle seien schon immer »Kinder der Veränderung« und sollten Neues nicht als Gefahr, sondern als Chance begreifen. Immerhin schaffe es die Digitalisierung, viele »nervige Dinge« zu ersetzen – das sei ein guter Fortschritt. Mit diesem einher gehe jedoch häufig auch ein »Inversion of the Flow«, eine Umkehr der Fließrichtung. Man könne das zum Beispiel an der anhaltenden Rivalität der sozialen Netzwerke festmachen: Leider würden heute gerade sogenannte »Fake News« schneller und nachhaltiger verbreitet als echte Nachrichten – eine reale Gefahr für die Gesellschaft. Gefährlich sei es, sich komplett einem Algorithmus auszuliefern, der ähnlich einem digitalen Orakel, seine Entscheidungen unabhängig und nicht mehr nachvollziehbar treffe. Es bleibe auch in der Zukunft wichtig, sein eigenes Gehirn zu nutzen. Sein Fazit: »Vergessen Sie nicht: Dafür haben wir noch nie ein Update bekommen geschweige denn gebraucht.«


How to fix the future

Und noch eine Premiere auf dem FI-Forum: Auf der Inspirationsbühne gab es erstmals zwei englischsprachige Beiträge.

Im Gespräch mit der Journalistin Melanie Stein erklärte Andrew Keen die Kernaussagen seines Buch »How to fix the future«. Der Autor und Internet-Kritiker ist der Meinung, dass die Menschen den ersten Teil der digitalen Revolution nicht gut gemeistert haben. In den 90er Jahren war der Hype noch groß: Das Internet sollte neue Geschäftsmodelle hervorbringen, neue Jobs generieren, alle sollten profitieren. Doch heute, so stellte Andrew Keen fest, gebe es mehr Ungleichheit und mehr Arbeitslosigkeit denn je. Das Internet sei zu einer »The winner takes it all«- Economy geworden. Das Machtgefüge von Facebook, Google und Co. sei bedenklich, aber auch, dass durch Algorithmen Dinge vorgeschrieben würden. Außerdem seien »die Sozialen Medien alles andere als sozial«. Dennoch versteht sich der bekennende Humanist nicht als Technik-Kritiker. Er führte fünf Wege an, um es in Zukunft besser zu machen: 1. Innovation 2. Regulation 3. Soziale Verantwortung 4. Verbraucherentscheidungen und 5. Bildung. Wichtig sei, dass alle Lösungsansätze ineinander greifen, eins gehe nicht ohne die anderen. Er hob Deutschland hervor, das seiner Meinung nach eine verantwortliche Rolle innehabe und auch als Pionier vorangegangen sei, wenn es um die Verantwortung der großen Konzerne gehe. Apple müsse Steuern zahlen, Facebook müsse die Verantwortung für seine Inhalte übernehmen. Insgesamt blicke er »vorsichtig optimistisch« in die Zukunft – die Menschen seien resilient und smart. Jeder habe die Verantwortung, die Welt besser zu machen und die Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.


Digitale Datenmedizin – Wie das Silicon Valley die Medizin revolutioniert

Thomas Schulz, seit mehreren Jahren für das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« im Silicon Valley ansässig, berichtete in seinem Vortrag über einen ganz speziellen Aspekt der Digitalisierung: Wie können Daten die Medizin verändern? Eigentlich keine Frage mehr, denn Start-ups sammelten derzeit Milliarden Dollar ein, um genau das zu tun. Krebs-Früherkennung bei Bluttests, Organe aus dem 3D-Drucker, Blinde per Gen-Therapie wieder sehen lassen – der Fantasie der Unternehmen und deren Geldgeber ist offenbar keine Grenze gesetzt. Das derzeit »geheimnisvollste« Projekt aber, über das man allerdings kaum Fakten bekomme, sei, das Leben zu verlängern. Experten halten eine Lebenserwartung von bis zu 180 Jahren für denkbar. Ob dies eine Utopie oder eher Dystopie sei – das Fazit überlies Thomas Schulz seinen Zuhörern.


Was kommt nach der Digitalisierung?

Eine gute Frage, die der norwegische Philosoph, Autor und Redner Anders Indset sich und seinem Publikum stellte. Mit anderen Worten: Was bleibt, wenn alles digitalisiert und verändert ist? Wird der Mensch zum »Homos Obsoletus«, wird er komplett überflüssig? Wir sollten uns rechtzeitig angewöhnen, anders auf die Dinge zu schauen, als wir es bisher gewohnt waren, betonte der 40-Jährige. Das heißt für ihn z. B., sich regelmäßig Zeit zum Denken zu nehmen. Gute Geschichten erzählen zu können; uns selbst aber auch nicht zu überschätzen. Es gelte, neugierig zu bleiben – denn nur interessierte Menschen wären selbst interessant. »Es ist nicht Mensch oder Maschine. Unser Wirtschaftssystem macht keinen Sinn ohne den Menschen. Euer Gestaltungsspielraum ist größer, als ihr denkt«, gab er den Besuchern des FI-Forums zum Schluss mit auf den Weg.


Artificial Intelligence – The Future of Business

Künstliche Intelligenz als die Zukunft der Wirtschaft war das Thema von Alfred Ermer von der arago Da Vinci GmbH. Denn: Alles, wohinter ein Prozess stehe, könne und werde mit Künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Die dadurch ausgelöste Disruption sorge am Ende dafür, dass etablierte Unternehmen den Anbietern einer Plattform deutlich unterlegen seien. Zum Beispiel beim Kostenaufwand oder bei den verfügbaren liquiden Mitteln. Auch die Kundenbeziehung verändere sich massiv: Statt direkter Verbindungen zwischen Unternehmen und Kunden, gewännen Plattformen immer mehr Raum. Für die etablierten Unternehmen würden drei Elemente daher geradezu überlebenswichtig: eine starke Marke, eine innovative Kultur und ein guter Service. Und natürlich die geschickte wie gezielte Nutzung Künstlicher Intelligenz.