S-ViA und OSPlus-MWF

Meilenstein im Auslandsgeschäft

Anfang Oktober kam ein mehrjähriges Migrationsprojekt erfolgreich zum Abschluss: Die Sparkassen nutzen nun einheitlich für den Auslandszahlungsverkehr das Erfassungs- und Abwicklungssystem »S-ViA«. Außerdem hat die Finanz Informatik ihre Gesamtbanklösung OSPlus »nebenbei« mehrwährungsfähig ausgebaut – für eine marktgerechte Unterstützung der Institute im Auslandsgeschäft.

ITmagazin 4/2018

Eine Säule im Kerngeschäft von Banken und Sparkassen ist neben dem Zahlungsverkehr, Spar- und Kreditgeschäft oder auch der Vermögensanlage sicherlich das Auslandsgeschäft. Historisch gesehen wurde in der Vergangenheit nahezu in jeder Region Deutschlands den Sparkassen durch ihre Landesbank oder durch das jeweilige Rechenzentrum ein unterschiedliches System für den Auslandszahlungsverkehr (AZV) und auch unterschiedliche Fremdwährungs-Buchungssysteme zur Verfügung gestellt. Die Folge: Eine heterogene Anwendungslandschaft, die hohe Kosten verursacht hat und wenig effizient war. Ein durch den DSGV initiiertes Projekt führte dann zur Auswahl eines bundeseinheitlichen AZV-Systems mit dem Namen »S-ViA«, das die Finanz Informatik übernommen, erweitert und tief in die Gesamtbanklösung OSPlus integriert hat. Zeitgleich wurde OSPlus zu einem mehrwährungsfähigen Kernbank- und Kontoführungssystem (OSPlus-MWF) ausgebaut.

In einem Flächen-Rollout, der sich über mehrere Jahre erstreckte und eng mit den beteiligten Sparkassen, Verbänden sowie Landesbanken abgestimmt war, wurden S-ViA und das OSPlus-MWF nun nahezu allen deutschen Sparkassen zur Verfügung gestellt. Die komplexe Migration endete Anfang Oktober mit der letzten Tranche von Instituten aus dem Saarland und dem Rheinland, darunter Großsparkassen wie die Sparkasse KölnBonn oder die Stadtsparkasse Düsseldorf.

Dadurch kann die erforderliche Vereinheitlichung der Anwendungslandschaft im Auslandsgeschäft der Sparkassen umgesetzt und ein kostenintensiver ›Flickenteppich‹ von unterschiedlichen Anwendungen abgelöst werden. Einher geht damit eine signifikante Kostenreduzierung für die Institute sowie eine deutliche Prozessoptimierung. Denn Kunden- und interne Prozesse in den Sparkassen sind nun vereinheitlicht, vereinfacht und ohne Medienbrüche ausführbar. Das Währungsgeschäft ist in die Standard-Institutsprozesse eingebunden, die Konten in den Standard-Produktbaum integriert. Das macht eine Fremdwährungs-Kontoeröffnung als Beispiel nun nahezu identisch mit einer Euro-Kontoeröffnung – einfach und schnell. Ein weiterer Vorteil der tiefen Integration in OSPlus ist der automatische Abschluss der Fremdwährungskonten sowie die automatische Bilanzierung und Überleitung der Fremdwährungs-Bilanzen in die konsolidierte Euro-Bilanz. Von der Vereinfachung und den optimierten Abläufen berichtet im Folgenden die Sparkasse Saarbrücken, die ebenfalls Anfang Oktober mit der letzten Tranche migrierte.

PRAXISBERICHT

»Der einzigartige Markterfolg der Sparkassen-Finanzgruppe mit ihren 600 Unternehmen, 321.000 Mitarbeiterinnen und einem Geschäftsvolumen von rund 3 Billionen Euro basiert unter anderem auf den Erfolgsfaktoren regionale Nähe und internationale Reichweite. Dabei gewinnen Auslandsmärkte insgesamt immer mehr an Bedeutung. Für viele Unternehmen, die bislang nicht im Ausland vertreten waren, lautet die Frage inzwischen nicht mehr ob, sondern wann der Weg ins Ausland beschritten wird. Die Sparkasse Saarbrücken ist auf diese Anforderungen bestens vorbereitet. Voraussetzung, um diesen Weg mit unseren Kunden gemeinsam beschreiten zu können, ist eine leistungsstarke Software-Lösung. Die Kombination aus S-ViA und dem mehrwährungsfähigen OSPlus bietet uns als Sparkasse die optimale Grundlage zur Abwicklung unseres Auslandszahlungsverkehrs und zur komfortablen Verwaltung von Fremdwährungskonten.

Auf den ersten Blick wirkt die Anwendung S-ViA etwas in die Jahre gekommen, was aber eher am reinen ›Look and Feel‹ als an den inneren Werten der Anwendung liegt. Sie erfüllt alle Ansprüche, die wir auch den bisherigen Software-Lösungen abverlangt haben. Als Teil der letzten Tranche des Bebauungsplans Auslandsgeschäft der Finanz Informatik nutzen wir seit dem 1. Oktober 2018 die Kombination aus S-ViA und der Mehrwährungsfähigkeit von OSPlus.

Eine Migration in dieser Größenordnung durchzuführen, ist für jeden Administrator und Organisator eine Herausforderung. Jeder Start hat seine Tücken, bindet Ressourcen und bringt anfängliche technischen Holpersteine mit sich, die bei jeder Migrationstätigkeit durchlebt werden müssen. Er eröffnet aber jedes Mal aufs Neue die Möglichkeit, die bisherigen Prozesse auf den Prüfstand zu stellen und das Bewusstsein zu schärfen, dass alte Zöpfe auch mal dem Friseur zum Opfer fallen müssen. Eine gute Gelegenheit für alle Beteiligten, sich über das Thema Standardisierung Gedanken zu machen.

Die Auslieferung der Anwendung im Rohzustand macht schnell das Zusammenspiel der einzelnen Parameter und der administrativen Eingriffe deutlich. S-ViA kann so direkt auf Herz und Nieren geprüft und verstanden werden. Basics wie etwa Konditionen, Leitwege oder Valuten, die sich im Laufe der Jahre in anderen Anwendungen entwickelt haben, müssen innerhalb von kürzester Zeit identisch abgebildet werden, um einen reibungslosen Übergang ohne große Außenwirkung zu gewährleisten.

Noch wesentlich anspruchsvoller sind die Herausforderungen bei der Einführung der Mehrwährungsfähigkeit von OSPlus. Wichtig ist es, die zentralen Stellen des Hauses wirksam in die Einführung mit zu integrieren: Betriebswirtschaft, Controlling, Treasury, Revision, Betriebsorganisation, Außenhandelsberater und MitarbeiterInnen der Geschäftsabwicklung müssen von Anfang an mit an Bord sein, um die Einführung erfolgreich gestalten zu können. Darüber hinaus ist der Kontakt zu den Kundenberatern der einzelnen Organisationseinheiten unabdingbar. Alle Vorgehensweisen und Änderungen müssen aktiv dem Kunden kommuniziert werden. Diese enge Begleitung ist eine gute Gelegenheit, die Vorteile der gesamten Migration besser herausstellen zu können.

Die Nutzung von S-ViA und das mehrwährungsfähige OSPlus bringen einige Vorteile mit sich: Die Kontoführung der Fremdwährungskonten wird für Kunden komfortabler und innovativer. Online-Banking ist jetzt analog der Euro-Konten möglich. Ein Punkt, dem wir schon lange entgegengefiebert haben und der auch das wichtigste Feature für unsere Kunden darstellt. Euro- und Fremdwährungskonten erscheinen nun in einheitlicher OSPlus-Optik: eine durchgängige Darstellung in den Vertragsansichten und auch ein einheitliches Bild, was die Außendarstellung betrifft (Design Kontoauszüge etc.). Der Umweg über die Ansicht von Euro-Gegenwertkonten gehört jetzt ein für alle Mal der Geschichte an. Und nicht zuletzt: die Anbindung an den zentralen Rechnungsbaustein. Eine übersichtliche Darstellung der vereinnahmten Entgelte, die unseren Kunden eine detaillierte Rechnungserstellung gewährleistet und uns als Sparkasse sicherstellt, die Anforderungen aus §14 Umsatzsteuergesetz (UStG) zu erfüllen. Wir haben zu diesen Themen schon viele positive Rückmeldungen erhalten – von unseren Kunden sowie von unseren MitarbeiterInnen.

Unser Fazit: Die Kombination aus S-ViA und dem mehrwährungsfähigen OSPlus bietet uns eine schlanke, zukunftsorientierte Erfassungslösung für unseren Auslandszahlungsverkehr und die lang erwartete Einbettung von Fremdwährungskonten in unser Kernbankensystem OSPlus. Persönlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle beim gesamten Migrationsteam der Finanz Informatik für die engagierte und professionelle Begleitung im Projekt, aber auch für die schnelle und unbürokratische Hilfe in der heißen Phase der Migration.«