Interview

"Wir leisten unseren Beitrag im Verbund - heute und in Zukunft."

Das Ressort Verbund und interne Services in der Finanz Informatik (FI) umfasst mehrere, ganz unterschiedliche Themengebiete. Kaufmännische Bereiche wie Einkauf und Finanzen gehören neben dem Facility Management ebenso dazu, wie das Informationssicherheits- und Risikomanagement und das Verbundgeschäft, d. h. die Leistungsbeziehung mit Landesbanken und Verbundpartnern. Im Gespräch mit dem ITmagazin beschreibt Willi Bär, Geschäftsführer Verbund und interne Services, welche jeweiligen Aufgabenschwerpunkte er für die kommenden Jahre sieht und wie sich die FI schon heute darauf einstellt.   

ITmagazin 2/2018

ITmagazin: Herr Bär, was waren die Themen, mit denen Sie sich in den letzten Monaten ausführlich beschäftigt haben? 

Willi Bär: Da kommen eine ganze Reihe interessanter und herausfordernder Aufgaben zusammen. Beispiel Einkauf: In der letzten Zeit haben wir sehr intensive Gespräche mit strategischen Partnern, u. a. mit IBM und Microsoft, geführt. Dabei ging es sowohl um den weiteren Ausbau unserer  Geschäftsbeziehungen, als auch konkret um aktuelle Lieferungen, bei denen wir klare kaufmännische Forderungen an diese Unternehmen stellen. Sie können sich vorstellen, dass dies mitunter keine einfachen Verhandlungen sind. Ganz andere Themen gab es dagegen im Facility Management. Dort stand der Umzug in die neuen Räumlichkeiten in Münster und Hannover ganz oben auf der Agenda. Im  Bereich Finanzen beschäftigen wir uns derzeit intensiv mit  den Jahresabschlüssen der FI KG und im Konzern. Doch  letztlich sind dies mehr oder weniger Standardthemen, bei  denen ich gestandene Führungskräfte und Mitarbeiter an  meiner Seite weiß, die diese Aufgaben engagiert und routiniert  lösen. Was mich persönlich beschäftigt sind aktuelle Themen – etwa die zukünftige Rolle des Verbunds, die verstärkten  Anforderungen aus der Regulatorik und aktuelle Entwicklungen im Informationssicherheits- und Risikomanagement, bei denen wir natürlich auch als Gruppe gefordert sind.

ITmagazin: Bleiben wir beim Verbund, der auch für die FI ein wichtiges Thema ist. Wie weit ist die Zusammenarbeit vorangeschritten? 

Willi Bär: DSGV-Präsident Helmut Schleweis hat den Verbund als Kernerfolgsfaktor für die Sparkassen-Finanzgruppe bezeichnet. Die FI hat die Gruppe IT-seitig bereits deutlich vorangebracht. Beispiel OSPlus-LBS: Sieben von acht Landesbausparkassen arbeiten bereits auf einer technischen Plattform, was entscheidende Kosten- und Projektvorteile bietet. In 2020 wird auch die LBS Bayern dabei sein. Oder nehmen wir die Landesbanken, für die die FI, die FI-TS  und die FI-SP wichtige Produktions- und Entwicklungsleistungen erbringen. Alle Landesbanken produzieren bereits heute gemeinsam mit der FI-TS. Die Migration der Landesbank  Baden-Württemberg (LBBW) auf OSPlus vor einem  Jahr war das bislang größte Einzelprojekt, das die Finanz Informatik jemals realisiert hat. Dabei ist die Migration und IT-Modernisierung einer kompletten Landesbank eine echte Herausforderung – für alle Beteiligten. Als weitere Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Verbundpartnern sind u. a. die Servicegesellschaften S-Kreditpartner, S-Servicepartner oder die Kreditkartenprozessoren BCS und Pluscard zu nennen. Die Effizienz für die Sparkassen und die Verbundpartner entsteht hier durch die konsequente Standardisierung von Prozessen und die Nutzung gemeinsamer OSPlus-Infrastruktur- und OSPlus-Portal-Services. 

ITmagazin: Was sind hier die nächsten Schritte? 

Willi Bär: Aktuell konnten wir die LBBW von unseren neuen Lösungen, wie etwa Office_neo und mymo, überzeugen. Damit haben wir übrigens eine interessante Entwicklung angestoßen: Warum sollten wir dies nur bei Sparkassen und Landesbanken, nicht aber bei den Versicherern und weiteren Verbundpartnern platzieren? Der Wettbewerb ist  dort natürlich massiv unterwegs – für unser Produkt sprechen jedoch die Leistungsfähigkeit, die Verbreitung in der Gruppe und die Integrationsmöglichkeiten in OSPlus. Nahezu alle öffentlichen Versicherer werden heute in der FI-Gruppe produziert. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere Versicherungsprodukte in die OSPlus_neo-Prozesse eingebunden werden, ferner in den Kommunikationsplattformen im Verbund eine engere Verzahnung erfolgen wird. Auch zu anderen wichtigen Verbundpartnern, wie beispielsweise der Deka oder dwpbank, pflegen wir intensive Geschäftsbeziehungen, um deren Wertpapierprozesse in unseren medialen Kanälen verfügbar zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir im Verbund enger zusammenrücken müssen und dass gerade  die FI hierzu einen großen Wertbeitrag leisten kann. Die Digitalisierung von Prozessen zu den Endkunden, neue Payment-Verfahren und eine effiziente, verbundübergreifende Kommunikation im stationären wie im medialen  Bereich, werden dabei auch für die Finanz Informatik in den nächsten Jahren herausfordernde Kernthemen sein.

 ITmagazin: Sie sind auch für das Informationssicherheits- und Risikomanagement der FI verantwortlich. Wie verändern sich hier derzeit Schwerpunkte und Aufgaben?

Willi Bär: Allgemein haben sich auch hier die Anforderungen an die formalen Prozesse und die Dokumentationspflichten erhöht. Selbstverständlich haben wir als zentraler IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe eine besondere Sorgfaltspflicht und Verantwortung für unsere Kunden. Das Thema Cyber-Sicherheit beschäftigt mich schon sehr lange, schließlich sind Sicherheit und Vertrauen  für die gesamte Sparkassen-Finanzgruppe von elementarer Bedeutung. Ganz klar ist dies ein Dauerthema, das wir intensiv in der Geschäftsführung diskutieren und dann Maßnahmen ableiten.

ITmagazin: Was heißt das konkret? 

Willi Bär: Im letzten Jahr haben wir uns dazu entschlossen, ein Security Operations Center (SOC) aufzubauen, das sämtliche Aktivitäten koordiniert. Darüber hinaus stehen wir mit allen Marktführern der IT-Sicherheit quasi im Daueraustausch. Gehen Sie bitte davon aus, dass wir alles aus dem Markt nutzen, was für uns relevant ist. Dazu gehört auch die Schulung und Sensibilisierung unserer Mitarbeiter für diese Themen. Der regelmäßige Kontakt zu Aufsichtsbehörden, wie z. B. dem Bundesamt für Sicherheit  in der Informationstechnik (BSI) oder der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), der Austausch mit Ermittlungsbehörden (z. B. den Landeskriminalämtern), dem Wirtschaftsschutz, Partnern (z. B. dem S-CERT) und vergleichbaren Marktteilnehmern ist unbedingt notwendig, wenn es um die Abwehr weltweiter Cyber-Angriffe geht. Ferner stehen wir mit Cyber-Experten auf internationaler Ebene, insbesondere aus Israel, in Verbindung.

ITmagazin: Neben der Sicherheit spielt das Thema Kosten für unsere Kunden eine entscheidende Rolle. Welche Maßnahmen unternimmt die FI, um auch hierzu ihren Beitrag zu leisten? 

Willi Bär: Es ist klar, dass Sparkassen und Verbundpartner in einer Niedrigzinsphase in einem harten Wettbewerb stehen. Kostenbegrenzung ist damit für alle ein wichtiges Thema – das gilt auch für uns. Im Kerngeschäft hat die FI Kosten begrenzt und wird dies auch weiterhin tun. Dafür sprechen die Preissenkungen, die wir bereits vorgenommen haben und weiter vornehmen. Einige Einspareffekte wurden jedoch bereits durch andere Einflüsse, allen voran aus der Regulatorik, wieder eingeholt. Zusätzliche Maßnahmen und Projekte führen selbstredend auch wieder zu Mehrbelastungen. Hier ist es wichtig darauf zu achten, dass wir diese möglichst kostensensitiv durchführen. Also effizient und kostenbewusst arbeiten, aber auch in harte Verhandlungen über Hard- und Software und fachliche Inhalte gehen, um Kostenanstiege möglichst gering zu halten.  Wir sprechen mit allen Lieferanten kontinuierlich über die Optimierung der Einkaufskonditionen und versuchen weitere, einkaufsbezogene Synergiepotenziale in der FI-Gruppe sowie im Verbund zu heben. Mit dem Einsatz moderner Office-Plattformen legen wir die Grundlage, um  effizienter arbeiten zu können. Und nicht zuletzt mit einer geschickten Personalpolitik wollen wir erreichen, dass neue Stellen ausgewogen und kostenbewusst besetzt werden können. Alle diese Maßnahmen zahlen letztlich darauf ein, dass wir als FI unseren Beitrag im Verbund leisten können – heute und natürlich auch in Zukunft. 

ITmagazin: Vielen Dank für das Gespräch.