Serie: "Digitaler Wandel"

"Wo ist Pepper?"

Erfahrungen sammeln, Wissen vermitteln, Ideen präsentieren - das Digital-Center der Stadtsparkasse München zeigt Besuchern idealtypisch einen digitalen Tag mit der Sparkasse. Und liefert darüber hinaus manch interessante Erkenntnis.

ITmagazin 3/2018

Mehr München geht nicht: Die Hauptstelle »Im Tal« der Stadtsparkasse München liegt nur wenige Schritte vom quirligen Marienplatz und seinen berühmten Baudenkmälern, dem Neuen Rathaus und der Frauenkirche, entfernt. Einheimische genauso wie zahlreiche Touristen aus aller Welt eilen zum nahe gelegenen Viktualienmarkt; direkt daneben der zentrale Standort der größten Sparkasse Bayerns. Seit knapp 200 Jahren begleitet das Institut die Münchnerinnen und Münchner bei allen Finanzangelegenheiten und pflegt unter dem Motto »Die Bank unserer Stadt« eine besondere Nähe zu ihren Kunden. Rote und blaue, in den Boden eingelassene LED-Leuchtbänder, sorgen für die Orientierung in Richtung Sparkasse. Direkt vor dem Eingang wird der Kunde von silbernen bayerischen Löwen begrüßt.

Startschuss erst vor wenigen Monaten

Im Gespräch:  Dr. Bernd Hochberger (Mitte), Mitglied des Vorstands und Michael Rahn (links), Mitarbeiter des Digital-Teams der Stadtsparkasse München führen durch die Ausstellung.

Seit Anfang dieses Jahres ist die Münchner Hauptstelle um eine Attraktion reicher. Diese setzt allerdings nicht auf Tradition oder Lokalkolorit, sondern stellt die digitalen Lösungen der Sparkassen-Welt dar und wagt einen Blick in die Zukunft – und zwar aus Sicht des Kunden. Idealtypisch können Besucher im »Digital-Center« einen kompletten Tag durchlaufen. Inklusive vieler technischer Innovationen, die ganz bewusst in die Hand genommen und ausprobiert werden sollen. Denn: »Wir mussten in der Vergangenheit immer wieder feststellen, dass viele unserer Kunden die neuen Angebote noch gar nicht kannten. Zudem wussten wir, dass es bei uns zwar viele Mitarbeiter gibt, die eine hohe Technikaffinität haben; jedoch auch solche, die kein Smartphone besitzen«, erinnert sich Dr. Bernd Hochberger, Mitglied des Vorstands der Stadtsparkasse München, an den Startschuss des Digital-Centers zurück. »Einen Masterplan, wie wir diese Herausforderungen lösen sollten, hatten wir nicht. Uns war aber wichtig, ohne lange Testphase direkt durchzustarten – auch wenn wir damit vielleicht im ersten Schritt nur 80 Prozent unserer Ziele erreichten.« In alten Sparkassen-Grundsätzen zu denken, funktioniere heute bei bestimmten Herausforderungen nicht mehr. Der bisherige Erfolg gibt dem Münchner Institut recht: Anfang Juli, nur wenige Monate nach dem Start im Februar 2018, fand bereits die letzte Führung für die rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtsparkasse statt. Zukünftig werden verstärkt Kundengruppen durch die Filialhalle geführt. Unterstützt werden die drei festen Kollegen des Digital-Teams dabei von rund 40 freiwilligen sogenannten »Digital Coaches«,

Im Café des Digital-Centers wird natürlich bargeldlos bezahlt. Freundliche "Digital Coaches" helfen bei der Auswahl und Nutzung.

die hilfsbereit und geduldig alle möglichen Fragen der Sparkassenkunden beantworten. Hilfe erhalten sie dabei von Pepper, dem kleinen humanoiden Roboter, der freundlich auf alle Besucher zurollt. Anmerkung der Redaktion: Leider war Pepper zum Zeitpunkt des Interviews bereits auf dem Weg zu einer Veranstaltung – und das fiel nicht allein uns auf, wie sich später zeigen sollte.

Erfahrungen und Ideen nutzen

Die Ideen für neue Geräte, die Art der Präsentation und die Verknüpfung mit den vorhandenen Angeboten – all das entwickeln die festen und freien Mitarbeiter des Digital- Teams in Eigenregie; natürlich in Zusammenarbeit mit den jeweilig zuständigen Fachabteilungen. Dabei hilft den Münchnern, dass viele namhafte Technologieunternehmen, wie z. B. Microsoft oder Apple, einen Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt haben. Doch auch die lokalen Geschäftspartner werden dabei eingebunden: So wurde das Sofa des Wohnzimmers vom benachbarten Einrichtungshaus gestellt. Das Digital-Team gestaltet nicht allein Räume, es bekommt auch den nötigen Freiraum, Dinge geradewegs ausprobieren zu können. »Man muss eine positive Risikobereitschaft entwickeln, wenn Sie Ideen aus dem eigenen Haus bekommen und Erfahrungen sammeln wollen«, erläutert Dr. Bernd Hochberger. »Und das geht nicht allein mit Webinaren oder Flyern, dass muss jeder zwingend selbst erleben und testen können.« Darüber hinaus hat die Stadtsparkasse München bewusst die Struktur ihres Medialen Vertriebs angepasst und in zwei Bereiche aufgeteilt: Die Abteilung »Mediale Lösungen« kümmert sich ausschließlich um die technische Bereitstellung neuer Lösungen und Produkte, die beispielsweise von der Finanz Informatik kommen. Das »Vertriebsmanagement« konzentriert sich dagegen ganz auf die Kommunikation und das Marketing mit den Kunden wie auch den eigenen Mitarbeitern. »Wir können uns dadurch stärker den jeweiligen Aufgaben widmen, während der Diskussions- und Abstimmungsbedarf gesunken ist«, stellt Dr. Hochberger zufrieden fest.

Die Ideen für die Geräte und die Ausstattung des Digital-Centers kommen von den Mitarbeitern.

Alles eitel Sonnenschein?

Das Digital-Center ist bereits nach wenigen Monaten zu einer festen Größe im Dialog mit Mitarbeitern wie Kunden geworden. Die Stadtsparkasse München lädt bewusst auch andere Sparkassen und Unternehmen zu einer Führung ein und öffnet sich darüber hinaus ganz neuen Themen. »Wir planen hier im Digital-Center besondere Veranstaltungen für unsere Besucher , u. a. ein E-Sports-Event, aber mehr darf ich dazu noch nicht sagen«, freut sich Michael Rahn. Dies wie auch die anderen Ideen ziehen bestehende Kunden – und solche, die es noch werden wollen – wieder in die Filiale. Leider kann jedoch auch die Stadtsparkasse nicht jeden Wunsch erfüllen: »Wo ist Pepper?« fragte ein kleiner Bub völlig enttäuscht in die Runde, nicht ahnend, dass der freundliche Roboter nur für kurze Zeit verliehen war. Auch das eine interessante Erkenntnis des Besuchs im Münchner Digital-Center: Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass ein kleiner Roboter den Kunden der Zukunft in die Filiale lockt?