Wie wir Menschen in unserem Unternehmen dazu befähigen, gemeinsam Zukunft zu gestalten.

Martin Waldmann, Personalgeschäftsführer der Finanz Informatik, über Perspektiven, New Work und Förderung der Zukunftsmacher:innen beim Digitalisierungspartner der Sparkassen.


Herr Waldmann, als Digitalisierungspartner der Sparkassen-Finanzgruppe liefert die Finanz Informatik (FI) die Technologie für modernes Banking von rund 50 Millionen Menschen. Welche Rolle spielt der Bereich Personal im Rahmen der Unternehmensstrategie?

Aus meiner Sicht sind diese beiden Themen untrennbar miteinander verbunden – und so diskutieren wir sie auch in der Geschäftsführung. Personalstrategie ist die „Zwillingsschwester“ der Geschäftsstrategie. Wenn wir uns als Unternehmen ambitionierte Ziele setzen, müssen wir immer auch die Frage beantworten: Wie befähigen wir unsere Teams dazu, gemeinsam mit uns diese Ziele zu erreichen?

 Insbesondere in Zeiten großer Veränderung ist es entscheidend, die „People“-Seite des Unternehmens im Blick zu behalten. Bei der FI befinden wir uns gerade mitten in einem solchen dynamischen Veränderungsprozess.

 Digitalisierung und innovativer Technologieeinsatz sind zunehmend der zentrale Hebel für begeisternde Kundenerlebnisse und den nachhaltigen Geschäftserfolg von Banken und Sparkassen. Als Digitalisierungspartner der Sparkassen haben wir die Herausforderung angenommen, unsere Rolle und unseren Beitrag konsequent in Richtung Zukunft weiterzuentwickeln und zum Teil von Grund auf neu zu denken. Wir wollen schneller, flexibler und kundenzentrierter werden und dabei gleichzeitig die hohen Standards für Stabilität, Verfügbarkeit und Sicherheit aufrechterhalten.

 Mit »fi switch« haben wir beispielsweise ein Projekt gestartet, das unsere internen Prozesse und Abläufe in der Entwicklung und Produktion in diese Richtung optimieren soll. Es liegt auf der Hand, dass solche Veränderungen auch Auswirkungen darauf haben, wie unsere Teams zusammenarbeiten, wie ihre Arbeitsplätze ausgestattet sein müssen, und welche zusätzlichen Fähigkeiten sie brauchen.

Strategiefragen werden also schnell zu Strukturfragen. Und Strukturfragen werden schnell zu Fragen von neuen Arbeitsmodellen, neuen Rollen und neuen Kompetenzen. Kurz gesagt: Strategische Veränderung bleibt so lange Theorie, bis sie im Alltag unserer Teams angekommen ist.


Stichwort neue Arbeitsmodelle: Unter dem Begriff „New Work“ werden viele neue Ansätze für die moderne Arbeitswelt diskutiert. Wie blicken Sie auf diese Trends?

Unter dem Begriff „New Work“ finden sich in der Tat viele interessante Ansätze und Impulse, die wir aufmerksam verfolgen. Schließlich wollen wir auch in Zukunft ein moderner, attraktiver und sicherer Arbeitgeber sein, bei dem Menschen langfristig, gerne und in Einklang mit Gesundheit und Privatleben arbeiten.

Bei der Einführung von „New Work“-Konzepten ist uns wichtig, dass unsere Mitarbeitenden gefragt und integriert werden. Und dass die Neuerungen fundiert sind und nachhaltig Bestand haben. Im Rahmen des Projektes „myFI / Future Workplace“ führen wir flexible Arbeitsplatzkonzepte wie z.B. „Desk Sharing“ ein. Dabei spielen Fragen der zukünftigen Zusammenarbeit und Führung eine zentrale Rolle. Im Vorfeld haben wir unsere Teams ausführlich zu ihren Anforderungen befragt und dann gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut ein Konzept erarbeitet, das auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu Teamwork, Produktivität und Ergonomie berücksichtigt.

Ein zentrales Thema bei „New Work“ ist der verantwortungsvolle Arbeitgeber, der einen Beitrag zu Gesundheit und Work-Live-Balance der Mitarbeitenden leistet. Hier freuen wir uns häufig, dass viele dieser „New Work“-Ansätze für uns gar nicht so „New“ sind, sondern bei der FI teilweise schon seit Jahren gelebt werden.


Können Sie uns hier ein paar Beispiele nennen?

Es gibt zahlreiche Betriebssportangebote – mit eigenen, modern ausgestatteten Sportstudios an allen drei Standorten und teilweise auch virtuell. Unser Sportverein hat viele hundert Mitglieder, 40 Sparten und veranstaltet zahlreiche Sportevents jedes Jahr. In einigen Bereichen ergänzen wir unser Angebot auch durch spezialisierte, externe Services wie dem „pme Familienservice“, mit dem wir unsere Mitarbeitenden darin unterstützen, Beruf und Privatleben zu vereinbaren. Unser unternehmenseigenes Gesundheitsmanagement und das dazugehörige Kursangebot sind schon mit dem „Corporate Health Award“ ausgezeichnet worden. Man kann also durchaus sagen, dass wir gerade in den Bereichen Verantwortung, Gesundheit, Work-Live-Balance und Führsorge als Arbeitgeber recht weit vorne mit dabei sind. Und Themen wie Zeiterfassung, Zeitkonten, flexible Gleitzeit und mobile Arbeit haben wir schon viele Jahre.

 Ich würde uns allerdings nicht als radikalen „New-Work“-Pionier bezeichnen. Wir werden mit Sicherheit nicht jeden Trend sofort aufgreifen und als erste umsetzen, so wie das vielleicht ein Startup tun würde. Ähnlich wie bei Technologietrends gehen wir hier unseren eigenen „FI-Weg“. Dabei achten wir darauf, eine für uns passende und stärkenorientierte Balance zwischen neuen und bewährten Ansätzen zu finden. Neben aller Innovationsfreude ist uns eben auch wichtig, dass die Dinge stabil funktionieren. Dass man sich auf uns verlassen kann. Und dass wir Neuerungen mit unseren Werten, unseren Teambedürfnissen und unserem Geschäftsmodell vereinbaren können.


Wie stehen Sie zu Remote-Work?

Wie viele andere Unternehmen haben auch wir intensiv darüber diskutiert, ob wir dauerhaftes mobiles Arbeiten bzw. Homeoffice zur Wahl stellen sollten. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir auch hier eine Balance erhalten wollen – in diesem Fall zwischen der Flexibilität von Remote-Arbeit und den Stärken von Onsite-Arbeit an unseren Standorten.

 Die Stärken des persönlichen Austauschs vor Ort sehen wir beispielsweise nach wie vor bei der kreativen und innovativen Teamarbeit in bestimmten Projektphasen, bei der langfristigen Bindung ans Unternehmen, und ganz besonders bei der Integration von neuen Mitarbeitenden. In den letzten drei Jahren haben wir rund tausend neue Kolleginnen und Kollegen hinzugewonnen. Gerade in den ersten Wochen und Monaten und im Rahmen der Onboarding-Experience ist die persönliche Begegnung zwischen neuen und bereits für uns tätigen Mitarbeitenden – zumindest an einigen Tagen pro Woche - eigentlich durch nichts zu ersetzen.


Warum ist gerade das Onboarding so wichtig?

Im Onboarding zeigt sich die Unternehmens-DNA von Kultur, Wertschätzung und Professionalität komprimiert in einem Prozess. Die Perspektiven und Bedürfnisse von neuen Mitarbeitenden zu verstehen und sie zu befähigen, schnell bei uns anzukommen, ist ein wichtiges Ziel für die „FI Employee Experience“ schon ab Tag eins.

Onboarding beginnt bei uns mit einem gut organisierten ersten Arbeitstag mit dem Paten/ der Patin, mit einer modernen technischen Ausstattung und wird ergänzt durch eine Begrüßungsveranstaltung mit allen wichtigen Informationen sowie durch unsere halbjährige Onboarding-Veranstaltung, dem Welcome Day.

Auch auf der Ebene von Kultur und Werten wollen wir das, was uns ausmacht, ab Tag eins erlebbar machen. Neben unserer Begeisterung für Technologie ist das vor allem auch unsere Wertschätzung von Offenheit, Toleranz und Diversität in der Zusammenarbeit. Es ist eine spannende und wichtige Aufgabe, den Menschen, die neu zu uns kommen – und die zum Beispiel hinsichtlich Herkunft, Alter, Geschlecht und vielleicht auch Behinderungen sehr unterschiedlich sind – ein für alle wertschätzendes und positives Erlebnis als Teil unserer Gemeinschaft zu ermöglichen.


Welche Möglichkeiten haben Mitarbeitende der FI bei Fortbildung und beruflicher Entwicklung?

Wir bieten wir unseren Mitarbeitenden Zugang zu einem sehr breiten und vielfältigen Angebot für technologienahe Berufslaufbahnen. Wenn es um Banking-Technologie geht, können wir alles: Vom digitalen Erlebnis der Endnutzer bis zur gesamten IT-Infrastruktur dahinter.

Zum Beispiel nutzen über 13 Millionen Sparkassenkund:innen täglich unsere Sparkassen-App – die erfolgreichste Banking-App in Deutschland. Gleichzeitig wickeln wir jährlich rund 153 Milliarden technische Transaktionen ab und betreiben eines der größten Bank-Rechenzentren der Welt.

Fachlich sind unsere Teams entsprechend breit und vielseitig aufgestellt. Die Schwerpunkte in der Entwicklung reichen von Web-Frontend, Mobile Apps, Payment-Systemen über Cybersecurity, Kernbanksysteme und Architektur bis hin zu KI und Data Analytics. Dazu gibt es die entsprechenden fachlichen Laufbahnen z.B. für Business Analyst:innen, UX Konzepter:innen oder im Projekt-, Produkt- und Prozess-Management.

Durch die Kombination aus fachlicher Vielfalt mit Perspektiven in der Gruppe und im Verbund bieten wir eine besonders große Auswahl und Flexibilität bei den Einstiegsmöglichkeiten und der individuellen Gestaltung der beruflichen Laufbahn.

Zu unseren Einstiegsmöglichkeiten zählen ein duales Studium mit verschiedenen Schwerpunkten, die klassische IHK-Ausbildung sowie Traineeprogramme für Berufseinsteiger:innen. Studierende können uns im Rahmen von Werkstudierendentätigkeiten, Praktika oder Abschlussarbeiten kennenzulernen. Wir bieten Möglichkeiten der Entwicklung in der Fachlaufbahn, in der Führungslaufbahn sowie im Projektmanagement einschließlich Zertifizierung.

Neben einem Führungskräfte-Nachwuchsentwicklungsprogramm zur systematischen Weiterentwicklung der Führungskräfte von morgen stellen wir ein umfangreiches Seminarangebot zu verschiedenen Weiterbildungs- und Querschnittsthemen zu Verfügung.

Angesichts dieser Vielfalt an Perspektiven bieten wir zur Orientierung spezielle Seminare an und wollen auch unser Führungsverständnis noch stärker in Richtung Mentoring ausbauen. Es ist uns wichtig, den Menschen bei der Gestaltung ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zur Seite zu stehen.


Welche Kompetenzen sehen Sie im Bereich Fortbildung und Förderung aktuell als besonders wertvoll an?

Fachübergreifend ist das aus meiner Sicht vor allem die Förderung der kommunikativen Fähigkeiten. Fachliche Kompetenz ist nach wie vor der Schlüssel für unseren technologischen Qualitätsanspruch. Kommunikative Kompetenz ist der Schlüssel für teamübergreifende Zusammenarbeit in einer kundenzentrierten Innovationskultur.

Früher galt Kommunikation eher als „Soft Skill“ mit vergleichsweise geringer Relevanz für technische Berufe. Das ändert sich aber seit einiger Zeit deutlich.

In aktuellen Studien geben Technikexpert:innen inzwischen mehrheitlich an, dass Fähigkeiten im Bereich Kommunikation – wie z.B. Präsentieren, das Schreiben von Fachartikeln oder Moderation – die wichtigsten nicht-technischen Kompetenzen für ihre Arbeit und ihre berufliche Entwicklung sind.

Wir erleben das bei uns gerade sehr stark im Bereich von internen Veranstaltungen und externen Tech-Kongressen, Messen und Events. Hier geben wir seit einiger Zeit unseren Teams – teilweise sehr jungen Teams – gezielt die Möglichkeit, selbst die Bühne zu betreten, um ihre Arbeit und ihre Ziele vorzustellen.

 In der Außenwirkung ist das natürlich toll für unsere Arbeitgebermarke, weil potentielle Bewerber:innen auf diese Art einen sehr authentischen Einblick in unser Unternehmen erhalten. Zum anderen erhöht es aber auch die interne Sichtbarkeit der Teams untereinander bei uns und bei den Sparkassen.

Für unsere Zukunftsambition wollen wir konsequente Kundenzentrierung in den Mittelpunkt von Innovation und Technologieentwicklung stellen. Für unsere Teams bedeutet das mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen. Es bedeutet mehr Austausch untereinander, um voneinander zu lernen.

Diese Art der Zusammenarbeit kann nicht top-down gesteuert werden. Sie muss organisch und aktiv aus den Teams heraus entstehen. Die Menschen zu befähigen sich mit ihren vielfältigen Expertisen im Unternehmen sichtbar zu machen, sich ein Gesicht und eine Stimme zu geben, wird in Zukunft immer wichtiger werden.

Ich persönlich finde dieses Engagement, mit dem unsere Teams zurzeit unsere Kommunikationskultur aktiv mitgestalten - und dabei teilweise sogar als Multiplikatoren auftreten - einfach toll und unterstützenswert. Wir stehen hier teilweise noch am Anfang, aber ich freue mich jetzt schon sehr darauf, unser Team FI auf diesem Weg weiter zu begleiten.

Herr Waldmann, wir bedanken uns für das Gespräch.