Leadership Lessons – über Female Empowerment und den Beitrag von Führung zur Innovationskultur

FI-Managerin Stephanie Volle & Gründerin Franziska Weissbach im Gespräch mit FI-Abteilungsleiterin Anja Bohlen.

Wie kommt man von „traditioneller“ oder gar bürokratischer Denke zu einer Innovationskultur? Wo kann man als Führungskraft ansetzen?

Wichtige Fragen, da Kund:innen und Nutzer:innen durch die technologischen Fortschritte in einer zunehmend digitalen Welt heute immer innovativere Lösungen erwarten.

Um innovativ zu sein, sind Unternehmen deshalb auf Teams angewiesen, die über den Tellerrand hinausschauen und immer wieder nach neuen und besseren Lösungen suchen, die das Leben ihrer Kund:innen vereinfachen oder gar bereichern.

Welchen Beitrag Leadership dabei leistet und welche Rolle Female Empowerment und Diversity dabei spielen, haben wir Stephanie Volle und Franziska Weissbach gefragt.

„Das Innovationsklima eines Unternehmens wird entscheidend durch das Verhalten seiner Führungskräfte geprägt - durch ihr tägliches Tun und Handeln beeinflussen sie, ob die Mitarbeiter:innen ihr Innovationspotential ausschöpfen.“ so Stephanie Volle, Geschäftsbereichsleiterin Aktiv Firmenkunden bei der Finanz Informatik. „Wir Führungskräfte müssen Enabler:innen sein und eine Umgebung schaffen, in der sich ihre Mitarbeiter:innen entfalten können. Denn nur wer mit Leidenschaft dabei ist und inspiriert wird, kann innovative Lösungen entwickeln.“

Franziska Weissbach, die gerade an einer eigenen Gründung arbeitet und zuvor als Head of UX und Corporate Entrapreneur bei der ING unterwegs war, sieht das ähnlich. „Ich finde es wichtig, dass wir Neugierde schaffen und mutig nach vorne schauen. Leadership-Kultur heißt für mich, die richtigen Werte vorzuleben und Räume für das Team zu kreieren.“

Was ist euch im Lead Eurer Teams wichtig?

„Für mich sind die beiden wichtigsten Themen die maximale Kundenorientierung nach außen und das Empowerment der Mitarbeiter:innen nach innen, daher lebe ich seit Jahren die '3 B’s' – begeistern, befähigen und begleiten. Einfach mal neue Dinge auszuprobieren, aber auch zu sehen und zu fragen, was den Kolleg:innen fehlt und wie sie bestmöglich unterstützt werden können“ so Stephanie Volle. Franziska Weissbach ergänzt: „Mir ist die Vielfalt sehr wichtig. Die Gesellschaft ist bunt, aber häufig stecken wir alles in eine Schublade und kreieren Idealbilder. Gemeinsam zu entwickeln, wo wir hinwollen und sich die Zeit zu nehmen, sich gegenseitig zu verstehen sind für mich einige der Erfolgsfaktoren in Leadership-Teams.“

Was würde es ändern, wenn mehr Frauen in Führungspositionen sind?

Stephanie Volle: „Ich bin davon überzeugt, dass ein Unternehmen erfolgreicher ist, wenn Vielfalt am Tisch sitzt. Unterschiedliche Sprachen, vielfältiges Know-how, verschiedene Denkansätze tragen dazu bei, dass Teams Höchstleistungen erbringen und völlig neue Wege einschlagen. Daher brauchen wir einerseits mehr Frauen in Führungspositionen aber andererseits genauso auch Menschen mit verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen in Entscheidungspositionen, um einen Spiegel der Gesellschaft abbilden zu können und um letztendlich auch bessere Produkte und Lösungen entwickeln können. Für mich ist „female leadership“ daher als Neudefinition von gemischter (diverser) Führung und guten Führungswerten zu verstehen. Die Vielfalt in der Führungskultur ist erforderlich, um dem Wandel in der Arbeitswelt zu begegnen und die mittlerweile hohe Komplexität zu meistern. Wir müssen dahin kommen, auch im Management die Zusammensetzung der Mitarbeitenden widerzuspiegeln.“

Franziska Weissbach: „Ich denke auch, dass daraus mehr sinnstiftende und wertvolle Services entstehen – auch wenn ich eine feste Frauenquote für schwierig halte. Wir müssen raus aus den Standardklischees. Für mich geht es darum, junge Frauen zu begeistern und zu zeigen, wie man Dinge bewegen kann. Dafür braucht es weibliche Vorbilder in der Chefetage.“

Wie schaffen wir es mehr Frauen für Führungsjobs zu gewinnen?

Stephanie: „Indem wir allein schon darüber reden, dass wir sie brauchen! Es ist wichtig, weibliche Führungskräfte zu unterstützen und zu fördern. Dazu gehört es auch, Mitarbeiterinnen aktiv anzusprechen, ggf. auch von dem eigenen Weg und den Erfahrungen zu erzählen und falls eine Führungsposition (für sie ?) interessant ist, diese Frauen auch sichtbar zu machen. Denn nur wer sichtbar ist, findet auch statt. Parallel dazu müssen wir auch Lösungen in Bezug auf Familienplanung, Elternbetreuung u.v.m. für Frauen parat haben, denn das führt heute häufig zu einer Pause oder einem Karriereknick bzw. -stillstand.“

Franziska: „Es gibt viele Stellen, an denen man ansetzen kann. Wir haben ein Frauennetzwerk gegründet, in dem wir unter anderem Gehaltsverhandlungstrainings und Workshops zum Thema Mut anbieten. Heute geht es mehr um Reflexion und Selbstwirksamkeit als früher, wo es viel mehr um konkrete Ziele ging, und nicht um den Weg dahin.“

Wie funktioniert das in Management-Meetings, wenn so viele verschiedene Perspektiven zusammenkommen?

Stephanie: „Wenn alle gleich 'ticken', ist zwar alles entspannt aber es entsteht auch kein Widerspruch, wodurch sich eher Fehler reproduzieren. Und es ist keiner da, der sagt 'das geht hier gerade in die falsche Richtung'. Daher schaffen gerade viele verschiedene Perspektiven in einem Meeting mehr Vielfalt und einen größeren Lösungsraum. Es bedarf aber auch einer Kultur, die das erlaubt. Man darf sich durch die üblichen Bemerkungen nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen, sondern sollte beharrlich seinem Gegenüber einen Blick hinter die eigenen Kulissen ermöglichen.“

Franziska: „Oft bekommt man Gegenwind von denen, die durch Erfolge der Vergangenheit in Führungspositionen gelangt sind und sich nun von den „Neuen“ bedroht fühlen. Deshalb ist Networking in Unternehmen, also andere Menschen mit ins Boot zu holen, die meine Meinung stützen, so wichtig.

Was können wir daraus lernen?

Eine nachhaltige Innovationskultur muss immer zum Unternehmen, seinen Mitarbeitenden und seinen Kund:innen passen. Bunte Teams zu haben bedeutet nicht, sich nur auf junge Menschen zu konzentrieren, sondern genauso auch die erfahrenen Mitarbeitenden ins Boot zu holen. Und ganz gleich, ob Mann oder Frau: Wir brauchen Vorbilder. Deshalb ist es wichtig, diese Rollen mit den richtigen Persönlichkeiten zu besetzen, um so allen Mitarbeitenden eine Orientierungshilfe zu geben und zu zeigen, wie es gehen kann.