Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff Zukunft hören?
Zukunft ist für mich ein absolut positiver Begriff. Zukunft heißt für mich, einen Weg zu gehen, und das wiederum heißt: kein Stillstand. Darin steckt eine Ungewissheit, die ich aber nicht als negativ empfinde.
Wie wird sich Ihr Leben in zehn Jahren verändert haben?
Aus persönlicher Sicht kann man das nicht vorhersehen, weil viel zu viel um uns herum passiert. Wir müssen vor allem Chancen wahrnehmen. Aus gesellschaftlicher Sicht wird es Technologien geben, die wir uns heute nicht vorstellen können. Geschwindigkeit wird gleichzeitig unterschätzt und überschätzt. In den Sechzigerjahren konnten wir uns selbstfahrende Autos vorstellen, aber nicht, dass Papa im Auto nicht mehr raucht. Deswegen ist Zukunft so widersprüchlich.
In welchen Bereichen wird Technologie eine Rolle spielen?
Ich glaube, dass sich die Welt komplett digitalisieren wird. Dass es keinen Bruch mehr zwischen der digitalen und der analogen Welt gibt, ist etwas, das ich mir wünschen würde. Ich will keine Begrenzungen mehr haben. Wenn in meiner Umwelt digital und analog zusammengehen, suche ich mir immer den Weg aus. Ist es z.B. gut, einen Termin digital durchzuführen, oder will ich Menschen treffen? Das hat für mich viel mit Freiheit zu tun. Global betrachtet gibt es diverse Technologieszenarien. Eines davon könnte eine Europäisierung sein, d.h., dass wir in Europa eigene relevante Technologien entwickeln und zum Technologieraum werden. Das wäre meiner Meinung nach total positiv: wertebasiert und mit Green Tech verbunden. Eine Entwicklung in diese Richtung ist jedoch unwahrscheinlich. Dafür müsste sehr viel Wandel in der Gesellschaft passieren.
Wie könnte ein erster Schritt aussehen, um so einen Wandel anzustoßen?
Die Gesellschaft muss Lust auf Veränderung haben. Vieles, das mit Veränderung zu tun hat, wird sehr negativ betrachtet. Kinder sollen heute keine technischen Geräte mitbringen, weil Pädagogen und Pädagoginnen nicht ausgebildet sind, diese in ihren Unterricht zu integrieren. Technologie und Daten dürfen nicht mehr als Feindbild dargestellt werden. Da müssen wir anfangen: bei der Ausbildung von Menschen, um ein Mindset zu fördern, das Wandel positiv gegenübersteht.
Welche Frage sollten wir uns stellen, wenn wir über Zukunft nachdenken?
Wir müssen uns keine Fragen mehr stellen. Wir müssen den Fokus auf Nachhaltigkeit legen, damit wir überhaupt noch in zehn Jahren über etwas nachdenken können, das mit Digitalisierung zu tun hat. Nachhaltigkeit muss ins Zentrum aller Entscheidungen gerückt werden – nicht nur von der Politik, sondern auch von dem einzelnen Menschen. Ich glaube, dass ein ganz großer Schritt getan wäre, wenn jeder und jede Einzelne bei sich anfängt, sich bildet und dementsprechend handelt. Das ist das Einzige, was absolute Priorität haben muss, und da wünsche ich mir viel mehr Verständnis und ein Wachrütteln dafür, dass es einfach fünf nach zwölf ist.